Über die USA schwappt aus Schweden in letzter Zeit ein neuer heidnischer Brauch herüber. Dabei handelt es sich um eine Adaption des christlichen Adventskranzes. Durchaus okay für mich, denn auch wir bereiten uns ja auf Mittwinter und die Sonnenwende vor.
Der Kranz bzw. das Gesteck umfasst 6 Kerzen, die jeweils mit den ersten 6 Runen beschriftet werden. Jede Woche wird eine Kerze mehr angezündet, mit einem passenden Gedicht dazu. Das offizielle Gedicht findet ihr hier in verschiedenen Sprachen: https://www.facebook.com/pg/vantljusstaken/photos/?tab=album&album_id=2040025936018459&ref=page_internal
Der Podcast ‘Gifts of the Wyrd’ hat ebenfalls eine Episode zu diesem Thema auf Lager. Und in der neuesten Ausgabe der ADF-Mitgliedszeitschrift Oak Leaves (Samhain 2019) gibt es auch einen ausführlichen Artikel dazu.
Da es mich persönlich aber nicht so anspricht, habe ich mir eine eigene Version davon geschrieben. Passend dazu gibt es im Anschluss eine Kernarbeit für ein Mittwinterritual. Und da ich die Verse nicht einfach so in der Luft hängen lassen sollte, gibt es passend dazu Aktivitätenvorschläge, wie man sich ganz konkret mit dem Thema auseinandersetzen kann.
Ich wünsche euch viel Vergnügen und eine schöne Vor-Sonnwendzeit!
Gegen das Dunkel entzünden wir das erste Licht,
Fehu,
das von Wohlstand spricht.
Wir
bedenken, was wir haben,
und
geben davon weiter,
kein
Hort, sondern ein Fluss,
so
birgt es keinen Verdruss.
(Aktionsmöglichkeiten: Essensspende, Weihnachtsgeschenk packen für Bedürftige, …)
Gegen
das Dunkel entzünden wir das zweite Licht,
Uruz,
das von der Kraft der Erde spricht.
Gesundheit
ist ihr hohes Gut,
ihr
Boden gibt uns Halt,
Stärke
und Ausdauer schenkt sie viel
mit
Geduld führt sie uns an unser Ziel.
(Aktionsmöglichkeit:
sich selbst erden und mit der Erde verbinden durch einen
Waldspaziergang, Sport treiben, etwas mit Kräutern machen, den
Garten für das Frühjahr planen…)
Gegen
das Dunkel entzünden wir das dritte Licht
Thurisaz,
das von Chaos spricht.
Die
feste Ordnung wird verwehrt,
das
Festgefügte wird gestört.
So
kommt Bewegung in das Spiel,
ein
steter Wandel, nicht zu viel.
(Aktionsmöglichkeit:
an einer Demo teilnehmen, schwierige Themen/Probleme ansprechen bzw.
etwas dagegen tun)
Gegen
das Dunkel entzünden wir das vierte Licht
Ansuz,
das von Sprache spricht.
Von
Weisheit und Schutz,
Vision
und Gesang.
Wir
reden miteinander, so wächst das Versteh‘n,
wir
können nebeneinander besteh‘n.
(Aktionsmöglichkeit:
andere Leute/Gruppen kennenlernen, ein Flüchtlingscafé, eine andere
Kirche…)
Gegen
das Dunkel entzünden wir das fünfte Licht
Raidho,
das vom Wege spricht.
Jede
Entscheidung, die wir treffen,
lässt
uns etwas Neues lernen.
Stetig
dreht sich das Rad der Zeit,
auf
und ab führt der Weg so weit.
(Aktionsmöglichkeit:
überlegen, was man gerne im nächsten Jahr Neues lernen
möchte/welches Buch lesen/welche Sportart oder Meditationstechnik
ausprobieren, was man verändern möchte und konkrete Schritte
einleiten (anmelden, organisieren…) …)
Gegen
das Dunkel entzünden wir das sechste Licht,
Kenaz,
das von Feuer spricht.
Vom
Funken des Lebens
von
Hoffnung und Leidenschaft.
Sein
heller Schein, des Opfers Licht,
erfülle
uns mit Zuversicht.
(Aktionsmöglichkeit:
sich mit Freunden/Verwandten treffen, kleine Kerzen verschenken oder
eine andere Aufmerksamkeit, …)
In der Mittwinternacht:
(Eine
große Sonnenkerze in der Mitte, die FUTHARK-Kerzen drum herum.
Während
man die einzelnen Verse spricht, werden die Kerzen nacheinander
angezündet.)
Die
Schatten werden länger, dunkle Finger, die sich nach uns
ausstrecken, die uns glauben machen, es gäbe kein Morgen mehr.
Doch
in dieser Nacht, der längsten Nacht, wenn das Dunkel und Kälte die
Oberhand zu haben scheinen,
in
dieser Nacht entzünden wir unsere Feuer:
das
Feuer auf unserem Altar und das Feuer in unserem Herzen!
Und
mit diesen Feuern rufen wir das dritte Feuer herbei:
das
Feuer der Sonne,
das
Feuer des Lebens, der Wärme und des Wandels,
das
Feuer der Kreativität, der Liebe und Leidenschaft!
(ggf.
bietet sich hier eine Trommelrunde an, bis jemand die Sonnenkerze auf
dem Höhepunkt anzündet)
Und
so machen wir uns bewusst,
dass
der Kreislauf des Lebens von Neuem beginnt
und
uns so neue Möglichkeiten und einen Grund für Hoffnung bietet.
Und
so feiern wir gemeinsam die Rückkehr der Sonne,
noch
blass und schwach,
aber
mit dem Versprechen von Wärme und Licht!
(hier
können gemeinsam Mittwinterlieder gesungen werden, etwas gegessen
und Geschenke ausgetauscht werden)