Hochfeste feiern mit Krebs

Leukämie ist mies und hinterrücks. Sie kam ohne Vorwarnung im Frühjahr aus dem Nichts. Eben noch eine schöne Frühjahrstagundnachgleiche gefeiert, und ein paar Tage später liegt man flach mit einer Menge komischer Symptome, Kopfschmerzen und Fieber….

So eine Krankheit stellt das Leben auf den Kopf, von einem Moment zum anderen. Das beeinflusst denn Alltag, aber auch das religiöse/spirituelle Leben. Feiern mit anderen ist schwierig, wenn man im Krankenhaus isoliert liegt. Mal eben schnell in den Nemeton, für ein paar Minuten Meditation, ist auch nicht drin, denn der ist außer Reichweite.

Vieles geht mental. Ich hatte einen Halbedelstein, den ich mit meinem Bild vom Nemeton verankert habe. Ich brauchte ihn nur in die Hand zu nehmen, und konnte mir vorstellen, wie ich den Gartenweg entlang gehe, in den Nemeton trete und mich neben den Götterschrein setze. Ich konnte die Vögel hören, und das Sonnenlicht auf den Blättern der Kirsche und Erle über mir sehen. Ich konnte mir vorstellen, ganze Rituale mit minimalen Requisiten hier abzuhalten. Nur für den Segen und das Omen habe ich Realgegenstände genutzt. Der Rest ging auch ohne.

Dabei war es natürlich von Vorteil, dass ich jahrelang regelmäßig Rituale mit diesem Ablauf abgehalten habe. Es ist mir praktisch in Fleisch und Blut übergegangen.

Zu Lughnasadh war ich nun zu Hause. Trotzdem nimmt einen die Krankheit echt mit. Ohne einen halbwegs vernünftigen hb-Wert fehlt einem schnell die Kraft. Vorbereitung und Pausen helfen da. Und die Möglichkeit, sich immer wieder mal hinzusetzen. Das Blütenmandala oben war meine Opfergabe. Das konnte ich im Voraus gestalten. Mein Ritualkorb steht immer fertig gepackt, da fehlten nur noch ein paar Opfergaben. Einige Texte konnte ich vom Handy abrufen, der Rest war Freistil. Wo es möglich war, habe ich Ritualteile im Sitzen durchgeführt, z.B. habe ich die Geschichte von Lugus und Rosmerta sitzend vorgetragen. Das war vor allem in der 2. Hälfte von Nutzen.

Als Omen gab es „The Baskets“ aus dem Oracle of Nehalennia. Diese Karte steht für Segen und Ernte. Besser geht’s fast nicht zu Lughnasadh, oder?

Demnächst wird es wohl wieder ins Krankenhaus gehen. Die Herbst-Tagundnachgleiche werde ich vermutlich nicht zu Hause verbringen. Aber ich kann mich darauf vorbereiten.