Ritual zur Herbst-Tagundnachtgleiche 2022

Hinweise: Immer, wenn irgendwo eine # auftaucht, kann/soll an der stelle eine Opfergabe gemacht werden. An wen oder was, geht normalerweise aus dem Kontext hervor.

Es gibt nicht für alle Ritualelemente einen neuen Baustein.

Einleitung

Die Welt hält den Atem an und alles scheint in der Schwebe zu sein.

Nichts soll das Gleichgewicht an diesem Tag stören, wenn Licht und Dunkel, Tag und Nacht sich die Waage halten.

Dies ist die Herbst-Tagundnachtgleiche, die Zeit von Tamfana, der Göttin, die allem seine Zeit zumisst.

Dies ist die Zeit, in der wir ernten, was wir gesät haben und Bilanz ziehen.

Darum ist dies auch die Zeit von Hludana, der Göttin der Erde.

Als ihre Kinder leben wir auf ihr und von ihr.

Als ihre Kinder sagen wir heute danke.

Und dies ist die Zeit, in der wir den dunklen Tagen entgegen sehen und darauf hoffen, gut durch den Winter zu kommen.

Darum ist dies auch die Zeit von Magusanus*, der das Volk beschützt.

Wir haben einen langen, heißen Sommer hinter uns.

Nun beginnt die Zeit, in der wir wieder zur Ruhe kommen können,

die Zeit der Kuscheldecken und gemütlichen Abende vor dem Kamin.

Und auch, wenn das angesichts der steigenden Kosten fürs Heizen weniger romantisch als vielmehr notwendig klingt, so gelingt es uns vielleicht doch, der Situation etwas Positives abzugewinnen.

Lied: Seht die Vögel ziehen wieder!

*Statt Magusanus kann man je nach Stamm, mit dessen Göttern man arbeitet, natürlich auch dessen Pendant wählen. Oder man nimmt Thor bzw. Jörd/Hlodyn statt Hludana. Eine Entsprechung für Tamfana kenne ich nicht direkt, aber vielleicht würden die Nornen passen.

Reinigung

Mit Wasser und Rauch gereinigt,

zwischen Himmel, Land und Meer,

betrete ich die Pfade, um mich mit den Kindred zu treffen.

Dies ist ein heiliger Ort.

Dies ist eine heilige Zeit.

Mutter Erde begrüßen

Mutter Erde,

ein paar Tage Regen haben gereicht, um vor dem Herbst noch einmal alles ergrünen zu lassen.

In den kommenden Monaten werden wir auf deine Fülle und Großzügigkeit angewiesen sein. Darum bitte ich dich: Halte und unterstütze mich in diesem Ritual heute, so wie du es gestern getan hast und morgen tun wirst. Am Scheitelpunkt zwischen den Zeiten begebe ich mich in deine Obhut und schenke dir meinen Respekt und meine Zuneigung. #

Kosmos erschaffen und Tore öffnen

Hier stehe ich,

zwischen den Welten,

zwischen den Zeiten,

mit der Erde unter meinen Füßen,

den Kopf zum Himmel gewandt,

und umgeben von den Wassern aus Höhe, Tiefe und dem Hier.

Das Feuer des Himmels brennt in mir. #

Das Wasser des Lebens sprudelt in mir. #

Der Baum, die Weltenachse, wächst in mir. #

Aus mir und um mich herum erschaffe ich den Kosmos neu.

Ich rufe Nehalennia,

die Göttin von der Küste.

So wie die Schiffe, die früher unter deinem Schutz ihre Fracht transportierten,

so benötige auch ich heute deine Unterstützung.

Glätte die Wogen für mich und ebne den Weg,

wenn ich mich nun mit den Kindred treffe.

#

Nimm das Schmelzfeuer und forme es zur heiligen Flamme!

Nimm die Muschel und forme sie zur heiligen Quelle!

Und nimm den Kirschbaum und mache ihn zum Weltenbaum, der alles miteinander verbindet.

Durch und mit deiner Kraft und Magie:

Mögen die Tore sich öffnen!

Kindred einladen

GödA

Am Tag der Herbst-Tagundnachtgleiche rufe ich dich in der Form der Hludana,

Mutter Erde:

Das Jahr geht dem Ende entgegen,

nach den langen, trockenen Monaten ist es nun wieder öfter trüb und regnerisch,

aber sogar wir Menschen sehen dies als einen Segen an

und jammer n nicht über das miese Wetter.

In dieser Zeit ernten wir, was wir gesät haben, in welcher Form auch immer.

Welche unserer Projekte sind gut gelaufen?

Unser Dank gilt dir:

Dafür, dass du uns ein weiteres Jahr getragen hast, mit all unseren Fehlern und Problemen, die wir dir bereiten.

Dafür, dass es uns immer noch gut geht,

auch wenn wir ungewohnte Einschränkungen hinnehmen müssen, weil nicht alles sofort lieferbar und machbar ist.

Dafür, dass es immer noch Hoffnung gibt für uns.

In dieser Zeit, in der sich die Waage der Zeit im Gleichgewicht befindet,

schöpfen wir noch einmal aus dem Vollen, aus der Fülle dessen, was du hervorgebracht hast

und feiern deinen Segen, während wir in die dunkle Jahreshälfte tanzen.

#

Am Tag der Herbst-Tagundnachtgleiche rufe ich dich, Tamfana!

Du misst allem seine Zeit zu.

In einer Welt, die von Rastlosigkeit bestimmt ist, mahnst du uns, den Dingen ihre Zeit zu geben.

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Und so wie es eine Zeit gibt, um aktiv zu werden, so gibt es auch eine Zeit, um zur Ruhe zu kommen.

Wenn es morgens kühl ist und Nebelschleier über den Wiesen liegen, bis die Sonne sie auflöst,

wenn das erste Laub sich verfärbt und die Luft einen würzigen Geruch annimmt,

wenn die Pilze aus dem Boden schießen und Regenschauer über das Land ziehen,

dann ist deine Zeit gekommen:

Zwischen Tag und Nacht hältst du die Welt im Gleichgewicht,

bis das Pendel umschlägt und die dunkle Jahreshälfte beginnt.

#

Am Tag der Herbst-Tagundnachtgleiche rufe ich dich,Hercules Magusanus!

Beschützer deines Volkes, Hüter der dir Anvertrauten!

Nun beginnt die dunkle Jahreshälfte, und sie beginnt mit vielen schlechten Nachrichten.

Noch immer ist Krieg in der Ukraine, die Inflation treibt die Preise in die Höhe,

die Leute haben Angst davor, was der Winter bringen mag.

Ich bitte dich: Nimm uns unter deinen Schild, wehre drohende Gefahren mit deiner Keule ab,

damit wir an deiner Seite die Kraft finden, dem zu begegnen, was auf uns zukommt.

#

Hauptopfer

„Bunt sind schon die Wälder“

Omen

Ich stehe hier im Zentrum der Waage, die Welt um mich herum im Gleichgewicht. Mit offenen Ohren, offenen Augen, weitem Herz und Geist stehe ich da und bin bereit, eure Botschaft zu empfangen. Durch meinen Mund, durch meinen Geist, durch die Runen in meiner Hand: Was möchtet ihr mir mitteilen?

Gabenbereitung, Heiligung, Annahme des Segens

Kernarbeit: Schutzamulett, siehe Vorschläge für Kernarbeiten

Verabschiedung der Kindred

Schließen der Tore

Verabschiedung von Mutter Erde

Ein Hauch von Kälte liegt in der Luft, Mutter Erde,

eine Ahnung von den Tagen, die vor uns liegen.

Ich gebe dir zurück, was ich nicht gebraucht habe, nimm es auf in deinen Schoß!

Möge es dich nähren, wenn die dunkle Zeit anbricht und du dich zur Ruhe setzt.

Möge es deine Erinnerung an die Zeit wachhalten, in der du deine Fülle vor uns ausbreitest.

Abschluss

Lied: „Mabon“ von Lisa Thiel

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