Beten auf vielen Wegen

Beten! Och nee, das klingt aber sehr christlich. Davon wollte ich eigentlich doch wegkommen. So oder ähnlich wird jetzt vielleicht der eine oder andere Leser denken. Aber so ein Gespräch mit den Kindred kann auf verschiedene Art und Weise stattfinden. Je nach Situation, Ort, Anlass und Person gibt es viele Möglichkeiten, den Kontakt mit ihnen zu suchen.

Beten durch Worte

Das ist sicherlich das, woran die meisten als Erstes denken, wenn man sie fragt, wie man betet. Und ja, die richtigen Worte zu finden, kann eine große Wirkung haben, vielleicht nicht auf die angesprochene Gottheit, aber auf alle Fälle, auf den, der sie spricht. Dabei kann man unterscheiden zwischen dem Stoßgebet, das aus einem plötzlichen Impuls oder Bedürfnis heraus gesprochen wird, dem frei formulierten Gebet und dem fest formulierten, ausgefeilten, auswendig gelernten Text.

„Bitte mach, dass ich den Zug noch erwische!“ oder „Gott sei Dank ist das gut gegangen!“, etwas in der Art hat wohl jeder schon mal von sich gegeben, unabhängig davon, wer der oder die geheimnisvolle Angesprochene wohl sein könnte. Solche Stoßgebete sind die unmittelbare und ursprünglichste, basale Form eines Gebets.

Ein frei formuliertes Gebet hingegen hat durchaus einen vorhersehbaren Anlass und muss nicht spontan sein. Im Vergleich zu dem Stoßgebet ist es meist etwas länger. Ein solches Gebet hat oft etwas intimes, ist eine Art Zwiegespräch mit der angesprochenen Gottheit. Man lässt seinen Gedanken freien Lauf. Gerne wird argumentiert, dass dies im Vergleich zu vorformulierten Gebeten die bessere Form eines Gebets ist, da die Worte persönlich sind und von Herzen kommen.

Ein vorformuliertes Gebet, vielleicht sogar eines, das vielen Menschen bekannt ist und regelmäßig gesprochen wird, hingegen hat den Ruf, schnell zu einer Worthülse zu werden, einer leeren Phrase, die ohne nur daher gesagt wird. Oder es klingt gestelzt und unnatürlich. Gleichzeitig hat ein solches Gebet ein unheimliches Potential, wenn es von einer großen Gruppe gemeinsam gesprochen wird. Und es kann einen schnellen Zugang ermöglichen: Je öfter dieses Gebet gesprochen wird, desto breiter und besser ausgebaut ist die Verbindung, die damit geschaffen wird.

Meines Erachtens gibt es für alle diese mündlichen Gebete einen Ort und eine Zeit. Wer in einer akuten Notsituation ist, wird nicht Zeit haben, einen sorgfältig formulierten 20-zeiligen Reim aufzusagen. Wer sich in einem Ritual an eine Gottheit wendet, um ihr zu sagen, was für ein toller Typ sie ist und warum man sie angerufen hat, wird sich hingegen selten mit einem kurzen Satz begnügen. In einem privaten Ritual am eigenen Hausschrein sind persönlich formulierte Worte sicherlich angebracht. Wer ein Ritual für eine große Gruppe abhält, wird sich aber eher vorher schon Gedanken gemacht haben, was er wie sagen will. Und wer viele Leute wenigstens ein bisschen aktiv beteiligen will, der ist gut beraten, auf bekannte Texte zurückzugreifen.

Beten durch Gesten und Haltung

Nun sind Worte aber nicht das Nonplusultra. Wir leben in einer Gesellschaft, die daran gewöhnt ist, Gebete zu sprechen. In anderen Kulturen ist es hingegen durchaus gebräuchlich, mit dem ganzen Körper und durch Gesten zu beten. Vor vielen Jahren hatte ich die Möglichkeit, eine Gruppe indischer Nonnen zu sehen, wie sie ein Gleichnis aus der Bibel tanzten. Jede Bewegung, jede kleine Geste hatte dabei eine eigene Bedeutung, die sich demjenigen, der damit vertraut war, erschloss. Wer sich mit Gebärdensprache auskennt, kann das sich nachvollziehen. Tatsächlich war die sogenannte Orantenhaltung, bei der man die Arme ausbreitet und die Hände dem Himmel entgegenstreckt, über lange Zeit eine sehr verbreitete Gebetshaltung. Heutzutage sieht man sie vor allem bei Priestern in der christlichen Kirche (und bei Neuheiden natürlich), aber es gibt beispielsweise Funde von slawischer Töpferware, auf der Menschen in dieser Haltung abgebildet sind. Diese Haltung drückt die Zuwendung zum Himmel und damit dem Göttlichen aus, und so wird sie auch im heidnischen Bereich wahrgenommen: Ich trete in Kontakt zu den göttlichen Wesen.

Wesentlich bekannter sind die gefalteten Hände. Sie stammen vermutlich aus dem germanischen Raum. Diese Geste hat im Gegensatz zu der im Stehen verwendeten selbstbewussten Orantenhaltung mehr etwas mit Unterwerfung und Abhängigkeit zu tun: Wer früher seinem Fürsten seine aneinander gelegten Hände in dessen legte, der verpflichtete sich diesem. (https://www.erzdioezese-wien.at/site/glaubenfeiern/spirituelles/beten/article/65828.html, Stefan Kronthaler) Diese Geste wurde als Ausdruck der inneren Haltung zu Gott auf den spirituellen Bereich übertragen: „In deine Hände lege ich meinen Geist.“ Viel später, im Zuge der Reformation, tauchten dann die verschränkten Finger beim Gebet auf.

Innerhalb der christlichen Kirchen gibt es noch die Hände, die zu einer Schale geformt werden: Sie findet man vor allem in Italien und bei der Kommunion. Die Schale deutet an: Ich bin ein offenes Gefäß, füll mich!

Außerdem findet man im orientalischen bzw. byzantinischen Bereich das Beten mit gekreuzten Händen. Hierdurch sollen Hingabe und Vertrauen angedeutet werden. Manchmal wird dieses Haltung auch als Osiris-Haltung bezeichnet, da der ägyptische Gott gelegentlich so abgebildet wird. (Beispiel: https://mythopedia.com/topics/osiris)

Und eine weitere Haltung kommt das dem ägyptischen Bereich: die Isis-Haltung. Bei der Isishaltung werden die Unterarme gerade vorgestreckt, mit der Handfläche nach oben. Derjenige, der diese Haltung einnimmt, erwartet, dass ihm etwas gegeben wird.

Wer einmal einen Kindergottesdienst mitgemacht hat, hat vielleicht erlebt, dass hier Lieder häufig mit Gesten unterstützt werden. Ob es der angedeutete Regenbogen am Himmel ist oder die Umarmung, die vermitteln soll, das man geliebt wird – für Kinder, und nicht nur für sie verstärken Gesten unmittelbar das Gesagte und Gesungene, sie machen es anfassbar. (https://www.kinderpastoral.de/fileadmin/5_lp/as42_lp_Kinderpastoral/Methoden/Inhalt_Bewegungen_zum_Gotteslob_Juni2016.pdf Monika Mehringer)

Manche Heiden nutzen die Pommesgabel, auch als Symbol für den Teufel bekannt, hier aber als Symbol für den gehörnten Gott, speziell Cernunnos. Besonders geeignet ist dies, wenn ebenjener Gott angerufen wird.

Aus dem Islam kennen wir die Haltung, die als Sadschda bezeichnet wird. Muslime nehmen sie während der Pflichtgebet ein. Dabei berühren 7 Körperstellen gleichzeitig den Boden (Kopf, beide Hände, beide Knie, beide Füße). In dieser Haltung soll der Gläubige seinem Gott Allah am nächsten sein. Ohne die korrekte Haltung ist das Gebet nicht gültig, es sein denn, man kann sie aus gesundheitlichen Gründen nicht einnehmen.

Eine letzte, etwas extreme Haltung ist die Prostration. Dabei legt sich der Betende mit dem Gesicht nach unten und ausgebreiteten Armen lang ausgestreckt auf den Boden. In der katholischen Kirche ist dies noch üblich, wenn zum Beispiel Diakone geweiht werden. Im Mittelalter war es durchaus gebräuchlich, dass sich auch Könige im Rahmen ihrer Inthronisierung durch hochgestellte Kirchenfürsten/Päpste in diese Haltung begaben, um zu zeigen, dass Gott noch wichtiger war als sie selbst.

Welche Gesten auch immer man benutzt: Es empfiehlt sich, dabei entschieden und eindeutig vorzugehen. Eine bewusst ausgeführte Geste setzt ein ganz anderes Signal als eine unschlüssig oder halbherzig ausgeführte Bewegung. Denke großräumig! Nutze den Raum um dich herum! Besonders in Gruppen kann eine Geste sonst schnell untergehen und verliert ihren Nutzen.

In manchen Fällen werden Gesten noch mit zusätzlichen Hilfsmitteln unterstützt, z.B. einem Stab bei Zeigegesten. Gerade bei größeren Gruppen kann eine Geste so noch besser gesehen werden. Manchen hilft es auch, wenn sich sich in ihrer Gestik noch unsicher sind. Andere nutzen so ein Hilfsmittel, weil sie denken Energie so gezielter bündeln zu können.

Übrigens ist Beten mit Gesten eine schöne Methode, um Inklusion zu betreiben. Immerhin gib es mit der Gebärdensprache eine Sprache, die fast vollständig auf Gesten und Mimik basiert.

Tanzen als Gebet

Tanzen wird seit Jahrhunderten und -tausenden als eine Form des Gebets genutzt. Manche Tänze können dazu dienen, die Teilnehmer in eine Art Trance zu führen, andere dienen „nur“ dazu, eine Gemeinschaft aufzubauen. Ob man nun auf Höhlenzeichnungen von Menschen zurückgreift, auf Bibelgeschichten, in denen Menschen vor Gott tanzen, tanzende Feen oder auf Tänze aus anderen Kulturkreisen: Tanzen bringt Menschen und Götter näher zusammen.

Ein Beispiel für Tänze, die sich für Rituale eignen, sind die Reigentänze. Dabei handelt es sich um eine alte Tradition zu jahreszeitlichen Festen (was nicht dasselbe ist wie die modernen Jahreskreisfeste). Die Kreismitte wird dabei als göttliches Zentrum/Ursprungsort interpretiert. Dementsprechend tanzt man oft auch auf die Mitte zu und wieder hinaus. Eine besondere Variante hiervon sind die bretonischen Tänze: Sie stammen aus dem Mittelalter. Man fasst sich dabei an den Händen und folgt einem immer gleichen Schrittmuster, wobei die Hände teilweise mitgeschwungen werden. Die Tanzrichtung ist links im Sonnenverlauf, bei den meisten anderen Ländern hingegen rechts herum im Mondverlauf. Da manche von ihnen relativ simpel in der Schrittfolge sind, eigenen sie sich hervorragend dazu, sie mit größeren ungeübten Gruppen zu tanzen. (Bretonischer Tanz)

Aus dem Yoga kennen die meisten den Sonnengruß, Surya Namaskar, oder manche auch den Mondgruß, Chandra Namaskar. Dabei geht man durch eine Abfolge von Körperhaltungen, die den Lauf der Sonne bzw. des Mondes nachahmen. Auch dies könnte man als eine Tanzform beschreiben. (hier mal ein Video von einer Sonnengrußroutine: Klassischer Sonnengruß von Mady Morrison)

Prozessionen sind eine Tanzform, die den Teilnehmern nicht allzu viel Geschick abverlangen. Manchmal läuft es nur darauf hinaus, von A nach B zu laufen. Natürlich gibt es auch etwas komplexere Prozessionen, z.B. die Echternacher Springprozession oder Prozessionen, bei denen der Lauf an sich durch aufwändige Kostüme ergänzt wird. Als Gegensatz gibt es den einfachen Einmarsch in einen Ritualbereich mit Musikbegleitung, bei dem dieser einmal oder mehrmals umrundet wird, bis alle ihre Position gefunden haben.

Ein bekannter neopaganer Tanz ist der Spiral Dance, den Reclaiming jährlich zu Samhain veranstaltet, und das seit über 40 Jahren. Alle Teilnehmer fassen sich an den Händen und binden eine lange Schlange. Nun tanzt die ganze Formation spiralförmig auf die Mitte zu. Dort angekommen tanzt der Kopf der Schlange Auge in Auge mit den Hineintanzenden wieder hinaus. Jeder Spiral Dance steht unter einem Motto, was sich vielleicht in diesem Fall auch als Mantra bezeichnen ließe. Der Tanz wird von Gesang begleitet. Insgesamt ist es schon durch die Anzahl der Teilnehmer eine sehr beeindruckende Veranstaltung. Ich hätte euch gerne ein Video verlinkt, aber die Videos, die ich gefunden habe, dauern einfach zu lange.

Beim Tanzen im Gebet verbinden sich Körper, Geist und Seele. Wenn man tanzt, ist man sich seiner Position gegenüber der materiellen und immateriellen Welt deutlich bewusst. Die innere und äußere Bewegtheit treffen hier zusammen. Der gebetete Tanz kann die Beziehung zu den Göttern wecken, erhalten oder sogar stärken.

Maibaumtanz aus Süddeutschland

Beten durch Musik und Gesang

Ich bin mit Musik aufgewachsen. Mein erstes Musikinstrument habe ich im Kindergartenalter gelernt. Gemeinsames Singen war für mich immer ein zentraler Bestandteil meines Daseins. Klar, dass ich nahezu kein Ritual abhalte, ohne dabei wenigstens ein Lied zu singen. Musik als Kunstform ist ebenfalls eine Gabe, die man gut den Kindred geben kann. Ein Lied bleibt viel besser im Gedächtnis als eine einfache Erwähnung nebenbei. (Earth, my body, nicht druidisch, aber ein Klassiker)

Musik hat auch den Vorteil, dass sie hilft, eine Gruppe zu organisieren. Daher die Erfindung von Marschmusik als Taktgeber. Und selbst Leute, die nicht durchweg musikalisch sind, neigen dazu, bei einer gespielten Musik im Rhythmus mitzulaufen oder sich zu bewegen, sogar, wenn sie das Lied nicht leiden können.

Musik drückt das aus, was man nicht in Worte fassen kann, und sie berührt einen da, wo Worte nicht hinkommen. Musik kann ganz basale Gefühle zum Klingen bringen: Freude, Trauer, Liebe… Sie kann eine heilende Wirkung haben. Sie kann Effekte steigern, Atmosphäre erzeugen, Erinnerungen wecken. Wie Tanzen kann Musik oder ein Lied dabei helfen, dass man tiefer in eine Gebetshaltung kommt.

Wer sich mit Zahlenmagie/Numerologie/Kabbala etc. beschäftigt, der kann die technisch-mathematischen Aspekte von Musik nutzen, um Musik für eine spezielle Gottheit zu schaffen. Das Ergebnis klingt nicht zwangsläufig hübsch, in dem Fall geht es eher um die Bedeutung hinter den Tonabfolgen. Übrigens haben viele bekannte Musiker diese Möglichkeit gerne genutzt. J.S. Bach hat seinen Nachnamen gelegentlich als Notenfolge in seine Werke eingebaut (B-A-C-H)

Beten durch Arbeit

Manchmal braucht es keine Worte. Gerade in orthopraktischen Religionen und Glaubensgemeinschaften zählt mehr das, was man tut, als das, was man sagt. Und so kann körperliche Arbeit, z.B. Gartenarbeit, Müll sammeln, Bäume pflanzen, Vögel zählen als Bestandsaufnahme … als Ausdruck bewusster Hingabe und ein Gebet angesehen werden, oder auch als eine Opfergabe. Aber natürlich bezieht sich das nicht nur auf den Umweltschutz und die Liebe zur Natur.

Als Heide lebt man im Austausch mit seiner Umwelt, und dazu gehören in ganz entscheidendem Maße die Menschen um einen herum. Daher ist es genau so ein Gebet, wenn man sich für seine Mitmenschen in irgendeiner Form engagiert, z.B. ehrenamtliche Tätigkeiten (Bürgerbus fahren, Trainer im Verein, Nachhilfe geben, bei der Tafel mitarbeiten, Repaircafé, morgens in der Schule Brote schmieren und den Kiosk betreiben, Blut spenden, …) oder auch mal an einer Demonstration für Demokratie, gegen Rechtsradikalismus etc. teilnehmen.

Entscheidend ist dabei, dass man sich bewusst dafür entscheidet, etwas als Gabe an die Kindred zu tun. Das ist der Aspekt, der es zum Gebet macht.

Stille als Gebet

Als Teenager machte ich Bekanntschaft mit den Rosa Schwestern der Societas Verbum Dei (SVD). Dieser Ableger eines Missionsordens geht nicht hinaus in die Welt, um zu missionieren. Im Gegenteil, wer ihnen beitritt, sieht von der Welt nicht mehr allzu viel. Dafür verbringt man den größten Teil seiner Zeit schweigend im Gebet für andere. Als Teenager fand ich es äußerst befremdlich, dass jemand sich freiwillig so isolieren konnte. 30 Jahre später habe ich ein wenig dazu gelernt. Nichts im Leben würde mich dazu kriegen, diesem Orden oder einem vergleichbaren beizutreten. (Rosa Schwestern)

Aber eine Meditation in Stille, ohne an etwas zu denken, ohne zu planen, dieses sich Öffnen für das, was kommt oder auch nicht, diese Bereitschaft zuzuhören, die kann ich als eine Form des Gebets inzwischen annehmen. In einer Zeit der Reizüberflutung ist Stille als Gebet vielleicht die größte Gabe, die man geben kann.

Samhain-Gruß an die Vorfahren

Die Tage werden kürzer, die Nächte kälter.

Der Sommer ist gegangen, der Winter steht vor der Tür.

In dieser Zeit des Übergangs versammeln wir uns hier,

vor der Quelle, vor dem Feuer, unter dem Baum,

und grüßen unsere Ahnen.

Wir flüstern von unseren Ahnen des Landes,

jenen Völkern und Stämmen, die hier vor Urzeiten gelebt haben,

die Erinnerung an sie wie ein Rascheln in den Baumwipfeln.

Eure Namen spiegeln sich in unserer Geschichte wieder, in den Namen unserer eigenen Völker.

Wir erzählen von unseren Ahnen des Blutes,

jenen Menschen, von denen wir unmittelbar abstammen,

deren Gene unser Aussehen und unsere Stärken und Schwächen beeinflussen,

von deren Erfahrungsschatz wir profitieren.

Wir singen zu unseren Ahnen des Herzens und des Geistes,

jenen Menschen, die uns nahestehen, ohne dass wir mit ihnen verwandt sind,

die durch ihr Tun unser eigenes Handeln und Denken mitformen und prägen,

die unsere Vorbilder sind, denen wir nacheifern wollen.

Wir schweigen über jene Ahnen, mit denen wir hadern,

die wir am liebsten vergessen würden,

aber auch von ihnen können wir etwas lernen,

uns sei es nur, wie man etwas nicht tut.

Hier sind wir versammelt,

vor der Quelle, vor dem Feuer, unter dem Baum,

und wir rufen euch zu:

Kommt zu uns, wenn ihr mögt! Seid uns willkommen in unserer Runde!

Dieses Gebet kann im Ritual genutzt werden, wenn man die Ahnen begrüßen möchte.

Wintersonnwendkalender für kleine Heiden – der Adventskalender 2.0

Nachdem ich vor einigen Jahren bereits einen heidnischen Adventskalender für Kinder entwickelt hatte, war es jetzt mal Zeit für eine Überarbeitung. Hier also die neue Version!

Was hat sich verändert?

  • Das Format wurde auf DIN-A4 geändert. Vorteil: Es passt mehr Inhalt auf eine Seite, die Texte sind besser lesbar.
  • Das Layout wurde farblich verändert: Durch die neue Farbgestaltung benötigt man weniger Farbe beim Ausdrucken.
  • Inhalt: Einige alte Beiträge wurden überarbeitet, einige gestrichen, einige neue sind hinzugekommen. Es sind mehr als 40 Beiträge verfügbar. Manche sind eher etwas für ältere Kinder, manche eher etwas für jüngere. Es sollte für alle etwas dabei sein. Wie lange der Kalender dauern soll, kann flexibel angepasst werden (21 Tage, 22 Tage, …)

Fällt euch noch mehr ein, was unbedingt in einen heidnischen Adventskalender sollte? Dann hinterlasst mir gerne einen Kommentar.

Basteleien:

Bräuche:

Götter rund um die Wintersonnenwende und andere Geister:

Rezepte:

Lieder, Gebete, Rituale:

Sonstiges:

in English: Here are just a few examples. If you need more, feel free to copy/paste the German text into https://www.deepl.com, a great translation program. It is free and easy to use and quick, too.

Die Flut

Anlässlich der schweren Flut vor einigen Monaten gar nicht so weit weg von mir… lässt sich auch anpassen an andere Naturkatastrophen

Die Flut ist gekommen.

Die Flut ist gegangen.

Geblieben sind Schutt, Zerstörung, Ruin.

Geblieben sind Entsetzen, Unglauben, Verzweiflung.

Gebraucht werden Hilfe, Unterstützung, psychologische Betreuung.

Gebraucht werden Maschinen, Material, Geld.

Es ist erst ein paar Monate her.

Es wird noch lange dauern.

Mögen wir gemeinsam den Wiederaufbau durchstehen

und Lösungen finden.

The flood

A flood catastrophe happened a few months ago in Germany, not far away from me. You can easily adapt this for other nature catatrophes.

The flood has come.

The flood has gone.

What remains is rubble, destruction, ruin.

What remains is horror, disbelief, despair.

Help, support, psychological care are needed.

Machines, material, money are needed.

It has only been a few months.

It will take a long time.

May we get through the reconstruction together

and find solutions.

#PrayerADay #ADFDruidry

An den Dreiviertelmond

Wir brechen aus in Begeisterungsstürme beim Anblick des Vollmonds.

Jedes Kind malt eine Sichel, wenn es einen Mond malen soll.

Und alle kennen die berühmt-berüchtigte Zeile „Es war eine finstere, mondlose Nacht“,

durch die der Schwarzmond zu Ehren gekommen ist.

Aber niemand sagt etwas über den Dreiviertelmond!

Vielleicht, weil das Wort nicht so glatt von der Zunge geht?

Dabei leuchtest du für uns fast einen halben Monat lang,

bringst Licht in dunkle Schlafzimmerfenster

und die Nacht zum Schimmern.

Heute Abend, wenn du am Himmel stehst,

grüße ich dich!

To the three-quarter moon

We burst into raptures at the sight of the full moon.
Every child draws a crescent when they are asked to draw a moon.
And everyone knows the infamous line “It was a dark, moonless night”,
through which the black moon has come to honor.
But nobody says anything about the three-quarter moon!
Perhaps because the word does not roll off the tongue so smoothly?
Yet you shine for us for almost half a month,
bringing light into dark bedroom windows
and the night to shimmer.
Tonight, when you stand in the sky,
I greet you!

PrayerADay #ADFDruidry

Gebet für Mitgefühl

Heute bitte ich um mehr Mitgefühl,

mehr Empathie in dieser Welt.

Dass daraus mehr wird als ein Like oder ein Smilie auf Facebook.

Dass aus einem Aufschrei angesichts einer unhaltbaren Situation

mehr wird als ein bedauerndes Schulterzucken am nächsten Tag,

nämlich eine Bewegung, die Dinge ins Rollen bringt,

die Veränderung bewirkt.

Im Großen wie im Kleinen.

Prayer for Compassion

Today I ask for more compassion,

more empathy in this world.

That it becomes more than a like or a smilie on Facebook.

That an outcry in the face of an intolerable situation will become

becomes more than a regretful shrug of the shoulders the next day,

It becomes a movement that gets things moving,

that brings about change.

On a large scale as well as on a small one.

PrayerADay #ADFDruidry

Mein Herdfeuer

ist kein Feuer aus Holzscheiten, mit offener Flamme.

Mein Herdfeuer

ist ein hochmoderner Pelletofen, der mit kleinen Bröckchen

gefüttert wird.

Nicht so romantisch

und nicht so gut riechend.

Aber dennoch fühlt sich jeder dorthin gezogen,

der ins Wohnzimmer kommt.

Fasziniert vom Flackern,

vom Klappern der Pellets,

von der Wärme, die er ausstrahlt.

Und damit erfüllst du deinen Zweck,

wie seit jeher:

Ein Ort der Gemütlichkeit,

ein Ort, wo man zusammenkommt,

ein Ort, der ‚Willkommen‘ sagt.

My hearth fire
is not a fire of logs, with an open flame.
My hearth fire
is a state-of-the-art pellet stove, which is fed with small crumbs.
with small chunks of wood.
Not so romantic
and not so good smelling.


But still, everyone feels drawn there,
who comes into the living room.
Fascinated by the flickering,
the clatter of the pellets,
by the warmth it radiates.
And with that, you fulfill your purpose,
as you always have:
A place of coziness,
a place where people come together,
a place that says ‘welcome’.

PrayerADay #ADFDruidry

Loslassen

Dies ist der Moment, wo ich eine Grenze ziehen muss.

Eine Grenze zwischen mir und jemand anderem, der mich herunterzieht.

Eine Grenze zwischen mir und einer Aktivität, die mich zusätzlich belastet.

Eine Grenze, einen tiefen Graben, einen Schlussstrich-

Hauptsache, ich wahre mein Selbstwertgefühl.

Ich mache mich wieder heil,

indem ich etwas auflöse.

Ich durchtrenne den Knoten, der uns verbindet,

und lasse los……

Letting go

This is the moment when I have to draw a line.

A boundary between me and someone else who is dragging me down.

A boundary between me and an activity that puts additional stress on me.

A boundary, a deep trench, a final line-.

The main thing is that I maintain my self-esteem.

I make myself whole again,

by unraveling something.

I cut the knot that binds us,

and let go……

PrayerADay #ADFDruidry

Für meine Eltern

Dieses Gebet ist sehr persönlich und daher ohne Bildkarte. Benutzen dürft ihr es natürlich trotzdem gerne.

Heute bete ich für meine Eltern,

meine Begleiter von Anfang an,

nicht immer meiner Meinung,

nicht immer meinen Geschmack teilend,

aber immer meine Unterstützung:

mit einer Schulter, an der ich mich ausweinen kann,

einem Cappuccino, wenn ich jemanden zum Quatschen brauche,

immer bereit, ihre Zeit für mich zu opfern, wenn ich Hilfe brauche,

und stolz auf mich, egal, was ich mache.

Ihr sollt wissen, dass ich auch unglaublich stolz auf euch bin,

und dankbar dafür, eure Tochter sein zu dürfen.

Euch kann ich das vermutlich nie zurückgeben,

ich kann es nur weitergeben an die nächste Generation,

das für meine Kinder oder Enkelkinder sein, was ihr für mich seid.

Ich wünsche mir,

dass ihr eure Träume erfüllen konntet,

dass ihr die Dinge ausprobiert habt, die euch gereizt haben,

dass ihr das genießen konntet, was das Leben euch beschert hat,

dass ihr nicht das Gefühl herumschleppt, dass euch irgendetwas fehlt.

Ich wünsche euch, dass ihr noch lange viel Spaß im Leben habt,

und gesund und bei klarem Verstand gemeinsam in die Zukunft blicken könnt.

This is a very personal prayer, so I didn’t make a prayer card of it. But of yourse you may use it for your own purposes.

For my parents

Today I pray for my parents,

my companions from the beginning,

not always agreeing with me,

not always sharing my taste,

but always my support:

with a shoulder to cry on,

a cappuccino when I need someone to talk to,

always willing to give their time for me when I need help,

and proud of me no matter what I do.

I want you to know that I’m incredibly proud of you guys, too,

and grateful to be your daughter.

To you guys, I can probably never give that back,

I can only pass it on to the next generation,

be to my children or grandchildren what you are to me.

My wish is,

that you were able to fulfill your dreams,

that you tried the things that appealed to you

that you enjoyed what life had to offer you

that you don’t carry around the feeling that you’re missing something.

I wish you to have a lot of fun in life for a long time to come,

and that you can look into the future together in good health and with a clear mind.

#PrayerADay #ADFDruidry