Prayer a Day 2024: Düfte

Durch meine Küche zieht der Duft

von Lebkuchen und Spekulatius,

von Zimt, Anis und Nelken,

von Ingwer, Kardamom und Muskatblüte,

von Karamell, Schokolade und Vanille,

von Nüssen, Kokos und Krokant.

Mit jeder Duftwolke kommt das Gefühl von Heimat auf,

von nach-Hause-kommen, von Angekommen-sein.

Mit jedem Bissen werden Erinnerungen wach,

an vergangene Momente,

an Kindheit und Geborgenheit.

Uns jedes fertige Plätzchen zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht…

Fragrances

I can smell the aromes of

of gingerbread and speculoos,

of cinnamon, aniseed and cloves,

of ginger, cardamom and mace,

of caramel, chocolate and vanilla,

of nuts, coconut and brittle.

With every cloud of fragrance comes the feeling of home,

of coming home, of having arrived.

Every bite brings back memories,

of past moments,

of childhood and security.

Every finished cookie brings a smile to my face…

Prayer a Day 2024: Auf der Suche nach etwas

Kindred, ich vermisse (Gegenstand).

Neulich habe ich es noch gesehen,

aber jetzt, wo ich es brauche, ist es weg,

und ich habe keine Ahnung, wo ich noch suchen soll.

Ich bitte euch, Kindred:

Wenn ihr wisst, wo es sich befindet,

dann gebt mir einen Schubs in die richtige Richtung,

einen kleinen Hinweis.

Es ist wirklich wichtig!

Danke schon mal.

In search for something

Kindred, I miss (object).

I saw it the other day,

but now that I need it, it’s gone,

and I have no idea where else to look.

Please, Kindred:

If you know where it is,

give me a nudge in the right direction,

a little hint.

It’s really important!

Thank you in advance.

Prayer A Day 2024: Zum Einschlafen

Ich will mich schlafen legen,

doch in meinem Kopf wirbeln noch die Gedanken.

Habe ich die Rechnungen alle bezahlt, die fällig sind? Welche Anrufe muss ich morgen tätigen?

Welche Termine stehen an?

Und noch so einiges mehr….

Kindred, schenkt meinem Kopf die nötige Ruhe,

die Fähigkeit, jetzt abzuschalten und Kraft zu tanken für den kommenden Tag..

Ich habe mir alles aufgeschrieben, was ich nicht vergessen darf.

Heute Nacht werde ich nichts davon tun können.

Einatmen. Ausatmen. Loslassen. Gute Nacht!

For going to sleep

I want to go to sleep,

but my head is still whirling with thoughts.

Have I paid all the bills that are due?

What calls do I have to make tomorrow?

What appointments are coming up?

And so much more….

Kindred, give my head the peace it needs,

the ability to switch off now and recharge my batteries for the day ahead.

I’ve written down everything I can’t forget.

Tonight I won’t be able to do any of it.

Breathe in. Breathe out. Let go. Good night!

Prayer a Day 2024: Ein Vokabeltest

Lane – Gasse, Weg

newsagent’s – Zeitschriftenhändler

neighbourhood – Nachbarschaft

traffic lights – Ampel

Du hast so fleißig gekämpft mit den Vokabeln,

erst der Bedeutung, dann der Schreibweise.

Wenn du morgen deinen Vokabeltest schreibst,

dann mögen die Kindred dich unterstützen,

damit du das Gelernte wieder abrufen kannst

und die verdiente gute Note bekommst.

A vocabulary test

Lane – Gasse, Weg

newsagent’s – Zeitschriftenhändler

neighborhood – Nachbarschaft

traffic lights – Ampel

You struggled so diligently with the vocabulary,

first the meaning, then the spelling.

When you write your vocabulary test tomorrow,

may the Kindred support you,

so that you can recall what you have learned

and get the good grade you deserve.

Prayer a Day 2024: Bitte um Geduld

Warten, warten, warten.

Warten an der Anmeldung, Warten auf das Arztgespräch, warten auf das Taxi.

Sitzen, sitzen, sitzen.

Stundenlang.

Sitzen im Taxi,

sitzen bei der Transfusion,

sitzen im Taxi (genau, noch einmal).

So viel verlorene Zeit.

Ich weiß, wie wichtig es für meine Genesung, meine Gesundheit ist.

Ich weiß, dass es anderen viel schlechter in derselben Situation geht, die mit mehr Nebenwirkungen zu kämpfen haben oder deren Krankheit sich schon viel länger hinzieht.

Und trotzdem fehlt mir manchmal die Geduld.

Prayer for patience

Waiting, waiting, waiting.

Waiting at the registration desk,

waiting for the doctor’s appointment,

waiting for the cab.

Sitting, sitting, sitting.

For hours on end.

Sitting in the cab,

sitting at the transfusion,

sitting in the cab (that’s right, again).

So much lost time.

I know how important it is for my recovery, my health.

I know that others are much worse off in the same situation, who have to deal with more side effects or whose illness has dragged on for much longer.

And yet I sometimes lack patience.

Prayer a Day 2024: Fremdsprachen lernen

Manchmal ist es ein Krampf mit den Fremdsprachen, vor allem der Grammatik.

Man denkt, man hat das System dahinter verstanden,

und zack!- plötzlich ist die Form eine andere oder es steht da ein Komma, wo im Deutschen keins hingehört (Ich meine dich, Oxford-Komma!)

Da braucht man Geduld und das richtige Nachschlagewerk, um zu verstehen, warum es so ist.

Kindred, schenkt mir die Ausdauer,

jetzt nicht aufzugeben,

nur weil Polnisch 7 verflixte Fälle hat!

Polski jest trudnym językiem!

Learning foreign languages

Sometimes it’s a struggle with foreign languages, especially grammar.

You think you’ve understood the system behind it,

and bang – suddenly the form is different or there’s a comma where there shouldn’t be one in German (I mean you, Oxford comma!)

You need patience and the right reference book to understand why it’s like that.

Kindred, give me the patience,

not to give up now,

just because Polish has 7 darn cases!

Was wir über Gottheiten am Niederrhein und Umgebung wissen…

Um es kurz zu machen: Viel ist es nicht. Häufig gibt es von einer Gottheit nur einen Namen auf einem Votivstein. Dennoch möchte ich euch hier ein paar Gottheiten vorstellen, die vor allem linksrheinisch am Niederrhein und im weiteren Umfeld zwischen Belgien und Friesland verehrt wurden.

Interessanterweise findet man nur zu einem männlichen Gott etwas mehr Informationen, und zwar zu Hercules Magusanus.

Laut Simek bedeutet der Name „der mächtige Herkules“, bei di Bernardo Stempel heißt es „Der Halbgott Herkules als mächtiger Alter“. Dabei ist Magusanus keltischen Ursprungs, wurde aber germanisiert. Da der untere Niederrhein eine keltisch-germanisch-römische Mischkultur hatte, ist das nichts Ungewöhnliches.

Hercules Magusanus ist auf mindestens 10 Votivsteinen, 4 Armreifen und 2 römischen Münzemissionen von 261 n. Chr. belegt. Der älteste Stein stammt aus dem Jahre 219.

Unklar ist, ob es sich bei Magusanus um einen Beinamen handelt oder ob es tatsächlich einen Gott Magusanus gegeben hat, der mit Herkules assoziiert wurde.

In einem Fall wurde er zusammen mit einer Göttin Haeva genannt. Auf sie gehe ich später ein.

Hercules Magusanus gilt als lokale Variante von Donar, wird aber komplett römisch dargestellt wie Hercules, mit Löwenfell, Keule und einmal sogar mit einem dreiköpfigen Zerberus. Auch sein Kult und seine Anhänger waren nach unserem Wissen römisch geprägt. Verehrt wurde er zwischen dem 1.-3. Jahrhundert.

Hercules Magusanus gilt als Hauptgottheit der Bataver, deren Hauptstadt Noviomagus, das heutige Nijmegen (NL), war.

In Elst, Empel und Lith-Kessel (alle NL) fand man Tempelanlagen, die ihm zumindest bedingt zugeschrieben werden. Bedingt deshalb, weil hierfür noch eindeutige Belege fehlen. Immerhin ist für den Tempel in Elst eine vorrömische Kulttradition nachgewiesen.

Ganz neu eintdeckte man in Herwen-Hemeling bei Zevenaar (NL) eine große militärische Tempelanlage direkt am Limes, wo neben Jupiter und anderen Göttern unter anderem Hercules Magusanus verehrt wurde. Ein entsprechender Votivstein befindet sich heute im Archiv des Valkhof in Nijmegen. Ich hatte das große Glück, ihn in einer Ausstellung dort kurz nach seinem Fund sehen zu können.

Hercules Magusanus gilt als Verteidiger und Schutzgott der viehzüchtenden civitates im Norden. Er war ein Schutzgott der Soldaten, aber auch der Reisenden und Händler. In vieler Hinsicht kann man seine Aufgaben mit denen des Donar vergleichen.

Mars Camulus

Dieser Gott sei hier nur kurz erwähnt, weil es für ihn einen Votivstein in der St. Willibrord-Kirche in Kleve-Rindern gibt. Dort dient dieser seit dem 6. Jahrhundert als Altar. Mehrfach wurde er aus der Kirche entfernt, aber immer wieder zurückgebracht und neu geweiht. Eine Replik kann man im Römermuseum in Xanten besichtigen. Ursprünglich ist Camulus ein keltischer Kriegsgott, der mit dem römischen Mars gleichgesetzt wurde. Asterixfans kennen vielleicht den Ortsnamen Camulodunum, der nach ihm benannt ist. Eine weitere Besonderheit dieses Steins ist, dass dort ursprünglich der Name Nero auftaucht, nach dessen Verdammung aber weggeschmirgelt und durch Tiberius ersetzt wurde.

Die Matronen

Die Matronen und ihr Kult dürften mit Abstand am besten belegt sein, wenn es um Votivsteine und andere Fundstücke geht. Auf dem Gebiet der Eburonen und Ubier zwischen Jülich, Eifel, Bonn und Köln (D) finden sich über 800 Exemplare, von einzelnen Fragmenten bis hin zu Tempelanlagen.

Ihr Kult ging aber über dieses Gebiet hinaus bis nach Xanten.

Dargestellt werden 3 sitzende Frauen in traditioneller ubischer Kleidung. Die beiden äußeren tragen ausladende Hauben, wie bei verheirateten Ubierinnen üblich. Die Frau in der Mitte ist deutlich jünger und hat die Haar unbedeckt. Oft werden die äußeren beiden als Mutter und Großmutter gedeutet, rein optisch gibt es aber keinen großen Altersunterschied.

Alle drei tragen eine Schale mit Äpfeln (oft Granatäpfel) auf dem Schoß, in manchen Fällen sind es auch andere Dinge wie eine Spindel oder ein Baby. Weitere Attribute sind Birnen und Pinienzapfen, manchmal in einem Füllhorn arrangiert. (Lange) Das deutet darauf hin, dass sie generell als Fruchtbarkeitsgöttinnen angesehen wurden. Laut einiger Inschriften verehrte man sie auch als Ahnherrinnen. Sowohl Simek als auch andere Forscher sehen eine Verbindung zwischen ihnen und den Nornen/Moiren/Parzen.

Das Besondere an ihnen ist die Vielfalt an Beinamen, unter denen sie bekannt sind. Deswegen nimmt di Bernardo Stempel eine Einteilung der zahlreichen Beinamen in verschiedene Kategorien vor. Sie lehnt den Namen Matronae als verallgemeinernd ab und verwendet stattdessen den Begriff Muttergöttinnen. Ihre Einteilung umfasst Beinamen der Herrschaft, der Kraft, der Gunst, schicksalsbezogene, reichtumsbezogene, rechtssprechungsbezogene, weissagungsbezogene, fruchtbarkeitsbezogene Beinamen,orts/ethnisch-bezogene, pflanzenbezogene und wasserbezogene Beinamen und noch einige mehr.

Auch ihre Hochzeit umfasst das 2. und 3. Jahrhundert. Allerdings hielt sich der Kult auch noch länger. Die Matronen fanden schließlich ihren Platz im Christentum in Form der drei Bethen. Man geht davon aus, dass der Matronenkult sich von den ländlichen Gebieten hin ausbreitete bis in die Städte.

Interessant für uns sind verschiedene Matronen:

Matronae Nersihennae/Nersihenae, die Matronen der Niers:

Im Jahr 866 war die Niers noch unter dem Namen Nersa bekannt, „Die sich gerne Windende“ (Greule). Im Raum Jülich/Neersen, also näher am Quellgebiet, fand sich eine Weiheinschrift auf einem Votivstein aus dem 2.-3. Jahrhundert. Auch der Ortsname Neersen dürfte auf Nersa zurückzuführen sein.

Matronae Aufaniae:

Diese Matronen wurden unter anderem in Nettersheim in der Eifel verehrt, wo sich eine Tempelanlage befindet.

Gefunden wurde sie 1909 auf der Görresburg, 1977 mauerte man die Tempelmauern ein Stück auf,s o dass sie besser sichtbar wurden und stellte drei Repliken von dort gefundenen Steinen auf. Auch in Xanten wurde ein Tempel für die aufanischen Matronen gefunden, übrigens nach dem Hafentempel und dem Kapitol der drittgrößte Tempel dort. Leider liegt er außerhalb des eigentlichen Parks und ist nicht zugänglich. Bei meinem letzten Besuch in Xanten erfuhr ich übrigens, dass man dort kürzlich einen weiteren Matronentempel gefunden habe. Was der Name Aufaniae bedeutet, ist unklar.

Matronae Vacallinehae:

Diese Matronen wurden zum Beispiel im Matronentempel Noethen/Pesch, ebenfalls in der Eifel, verehrt. Hier findet sich in einem Waldstück auf dem Addig eine große Tempelanlage, zu der auch ein noch existierender Brunnen sowie früher ein Baumheiligtum gehörten. Wie in Nettersheim wurden die Tempelmauern teilweise aufgemauert, so dass eine Cella vorhanden ist. Rund um den Tempel stehen noch weitere Steine. Der Beiname Vacallinehae wird so gedeutet, dass es sich um die Stammesgöttinnen eines lokalen keltischen Stammes handelt. Anders als in Nettersheim wurden die Steine in Pesch nicht gewaltsam zerstört, sondern verfielen im Laufe der Zeit. Neben den Matronen fand man dort auch Spuren des Kybelekults und für eine Jupiterverehrung. Es lohnt sich wirklich, den frei zugänglichen Ort zu besuchen.

Matronae Fachinehae:

Diese Matronen wurden in Zingsheim verehrt. Ihr Name leitet sich von dem heutigen Fluss Fey („Eilende“) ab, im keltischen ursprünglich Bacina, woraus später Facina wurde. Auch hier gab es vor Hirschberg einen Tempelbezirk, der seit 1895 bekannt ist.

Matronae Octocannae:

Einen Votivstein, der diesen Matronen gewidmet war, fand man 1977 in Krefeld in der Nähe des früheren römischen Außenpostens Gelduba. Er wurde auf die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts datiert und zeigt die gleichen Darstellungen wie die Steine aus der Eifel. Zusätzlich gibt es noch vier weitere Votivsteine, die sich heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn befinden.

Matronae Alagabiae:

„Die Alles Gebenden“, wie der Beiname dieser Matronen lautet, wurden in zwei Weiheinschriften aus Haus Bürgel in Düsseldorf (D) verehrt. Dort fand man auch weitere Votivsteine für andere Matronen.

Matronae Mahalinehae, die Göttinnen des Things oder der Gerichtsstätte. Sie sind durch 2 Inschriften aus Köln und einen Altar aus dem 2.-3. Jahrhundert belegt.

Sophie Lange hat umfassend über die Matronen recherchiert und ihre Erkenntnisse sowohl teilweise online (siehe Quellen) als auch in Buchform zur Verfügung gestellt.

Eine zwischen Nordseeküste und linkem Rheinufer sehr bekannte Göttin war Nehalennia.

Nehalennias Kult war besonders stark im 2.-3. Jahrhundert. Damals gab es in Domburg bzw. Colijnsplaat in der Provinz Zeeland (NL) vermutlich eine große oder mehrere Tempelanlagen. Vermutlich schreibe ich deshalb, weil diese irgendwann dem Meer und den Dünen zum Opfer gefallen sind. Der Kult geriet danach in Vergessenheit. Am 6. Januar 1647 wurden nach schweren Unwettern jedoch Ruinen in den Dünen freigelegt und man fand eine Vielzahl von Votivsteinen und Altären, allein in Colijnsplaat waren es mehr als 200! Gunivortuus Goos (GardenStone) hat in seinem Buch über Nehalennia (siehe Quellen) zahlreiche dieser Steine fotografiert und beschrieben. Ursprünglich ging man davon aus, dass es sich um einen lokalen Kult handelte, aber auch an anderen Orten fanden sich Tempelreste oder Belege für ihre Verehrung. Der nächstgelegene aus meiner Sicht befand sich in unserem Nachbarort Cuijk (NL). Dabei handelte es sich um einen gallorömischen Umgangstempel. Diesen Tempel hat man als Rekonstruktion im Freilichtmuseum Archeon in Alphen aan de Rhijn (NL) aufgebaut. In Colijnsplaat hat man hingegen vor Ort 2005-2006 einen solchen gallorömischen Umgangstempel komplett nachgebaut inklusive einer Statue der Göttin. Allerdings darf man die Cella heutzutage zu den Öffnungszeiten betreten. Betreut wird der Tempel von einem Förderverein.

Nehalennia gilt zum einen als Schutzgöttin der Seefahrer, und zwar speziell der Fracht, die sicher an ihr Ziel gelangen soll. Einige Figuren zeigen sie stehend mit einem Fuß auf dem Bug. Sie hat aber auch Aspekte einer singulären Matrone, die für den Wohlstand der Familie und Fruchtbarkeitsorgen soll. Meistens wird sie sitzend mit einem Teller oder Korb voller Früchte und Getreide oder einem Füllhorn dargestellt. Häufig befindet sich ein Hund an ihrer Seite, was darauf hindeutet, dass sie auch einen unterweltlichen Aspekt hat, sei es als eine Seelenbegleiterin oder Totengöttin, z.B. für ertrunkene Seefahrer. Sie trägt einen Umhang mit einem breiten, runden, die Schultern bedeckenden Kragen und darunter ein langes Gewand. Häufig sieht man über ihr eine Kammmuschel wie ein Baldachin. Die Rückseite ihrer Steine ist oft mit einer Art Vorhang dekoriert. Persönlich verehre ich sie als Beschützerin meiner persönlichen Fracht, dessen, was mir wichtig ist (zum Beispiel Familienmitglieder unterwegs) und sie ist meistens meine Torhüterin.

Manchmal sieht man auch Brote auf ihren Darstellungen. Dabei handelt es sich um ein bestimmtes Brot, einen sogenannten ‚Duivekater‘. Das ist ein eher süßes Hefebrot, bei dem die Enden eingeschnitten und zur Mitte hin aufeinander zu aufgewickelt werden, so dass es etwas an einen Knochen erinnert. Dieses Brot wird heute noch in den Niederlanden gebacken und wäre unter anderem eine wunderbare Opfergabe für Nehalennia, ebenso wie frische Früchte, Getreide und Muscheln. Rezepte dazu findet man im Internet.

Aufgrund des Funddatums der Ruinen von Colijnsplaat wird manchmal in moderner Zeit der 6. Januar als ihr Feiertag benannt, an anderer Stelle habe ich gelesen, dass sie am 8. Oktober besonders verehrt werden sollte. Einen Grund dafür konnte ich aber nicht finden.

Vagdavercustis war eine Kriegsgöttin, der vor allem vom Militär verehrt wurde. Sie stärkte den Mut und die Kampfeslust. Es gibt 5 Nennungen vom Niederrhein sowie je eine vom Hadrianswall und eine aus Ungarn. Zwei der Steine sind datierbar auf die 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts, einer vielleicht auf 167 nach Chr. Ein Tempel befand sich in Kalkar auf dem Kalkarberg (wenn man am oberen Kreisverkehr Richtung Rees/Xanten abbiegt, rechts). Man fand dort Waffen und Pferdegeschirre als Opfergaben. Leider ist heute von dem Tempel nichts mehr zu sehen, es ist ein Acker. Weitere Funde in der Umgebung machte man in Rindern bei Kleve (D). In Kalkar fanden sich übrigens auch Spuren des Mithraskults.

Haeva wird nur ein einziges Mal erwähnt, nämlich zusammen mit Hercules Magusanus auf einem Votivstein. Über ihren Kult ist nichts bekannt.

Welche Funktion ihr zugewiesen wird, hängt von der Interpretation ihres Namens ab. Manche deuten sie als die griechische Göttin Hebe, die mit Hercules verheiratet war. Als solche wäre sie die Göttin der Jugend. Andere sehen sie doch als germanische Göttin Haeva und als Beschützerin der Familie.

Auch die Göttin Sunuxal/Sunucsal wurde zumindest im 3. Jahrhundert nach Chr. verehrt und gilt als Stammesgöttin der linksrheinischen Sunuci. Es gibt 10 Inschriften aus dem Raum Remagen und Zülpich, sowie einen Tempel bei Kornelimünster und einen in Neuss, der lange als Kybele-Heiligtum interpretiert worden ist. Der Blog „incisapereaude“ (siehe Quellen) hat dazu einen ausführlichen Beitrag.

Etymologisch wird der Name der Göttin Tamfana (auch: Tanfana) abgeleitet von einerseits *temp (spannen), aber auch dem Wort für ‚Fülle‘, woraus man zwei unterschiedliche Funktionen abgeleitet hat. Über Tamfana schreibt Tacitus in seinen Annales I, 51.

Von Tamfana weiß man, dass sie mindestens ein Heiligtum auf dem Gebiet der Marser zwischen Lippe und Ruhr hatte. Dieses wurde im Jahre 4 nach Chr. Von den Römern zerstört, und zwar unfeiner Weise während die Marser dort ein großes Fest feierten. Ursprünglich hat man dieses Fest auf den 27. Oktober datiert und als Herbst- und Fruchtbarkeitsfest deklariert. Neuere Annahmen verlegen den Termin eher in die Nähe der Tagundnachtgleiche, die damals am 24./25. September stattfand. Ihre Verehrung reichte bis über die niederländische Grenze nach Twente, was auf der Höhe von Münster (D) liegt.

Entsprechend der unterschiedlichen Auslegung ihres Namens wird sie mal als Erntegöttin gedeutet, aber auch als „Die, die die Zeit bemisst“. Teilweise wird sie auch mit den Matronen- und Disenkulten in Verbindung gebracht. Almqvist beschreibt auch eine mögliche Funktion als Heilerin und Totengöttin, wenn der Name eher Tanfana wäre. Einen anderen Hinweis darauf habe ich aber nirgendwo gefunden.

Für Hludana gibt es insgesamt 5 Weiheinschriften, unter anderem aus Kalkar (D) und Xanten/Birten (D). 2 Inschriften konten datiert werden, nämlich eine aus Nijmegen (NL) auf 197 nach Chr. und eine aus Münstereifel (D) auf 235 nach Chr.

Ihr Kult erstreckt sich auf Lanaken in Belgien, laut www.livius.org auch auf die Gebiete der Bataver und Cugerner, was dem Raum zwischen Nijmegen (NL) und Goch (D, eine Interpretation des Namens ist eine Herleitung von Cugerni)/Xanten entsprechen würde.

Sie wird als Erdgöttin, möglicherweise eine lokale Entsprechung von Hlódyn/Jörd/Holle gesehen, mit einer chtonischen Komponente. Für mich persönlich ist sie das herbstliche Gegenstück zu Nerthus. Die Website http://frankisk-allodium.com leitet den Namen von *hlûd ab und sieht hier einen Bezug zur Kriegsführung und Seefahrt sowie dem Leben im Sumpfland. Dort wird sie als „Geberin und Kneterin der Brotlaibe“ bezeichnet, im Austausch gegen Kriegsbeute. Die Empfehlung für einen geeigneten Zeitpunkt, Hludana zu ehren, wäre für sie der die Nacht vor dem Winterwollmond (Windermânôth): Dann soll man ihr an einem lokalen Gewässer Münzen opfern, außerdem sei dies ein guter Zeitpunkt, um Anschaffungen für den Haushalt zu tätigen. Almqvist übersetzt ihren Namen mit „Die Laute“ und sieht Ähnlichkeiten mit Nehalennia. Auch di Bernardo Stempel schließt nicht aus, dass es sich bei ihr möglicherweise um eine friesische Variante von Nehalennia handeln könnte. Sie übersetzt den Namen mit „Die Ruhmreiche/Ruhmesgöttin“ und verweist dabei auf die etlymologische Herleitung durch Toriaans. Als alternative oder frühere Namensformen nennt sie Klútonā und Dea HluƟena als ursprünglich keltische Anrufung.

Exomna wird von di Bernardo Stempel als eine keltische Kampfgöttin eingeordnet, die möglicherweise vergleichbar ist mit Minerva oder Athene. Sie ist nur durch einen einzigen Votivstein, der von einem keltischen Dedikanten gestiftet wurde, belegt. Ihr Name lässt sich ableiten aus der Präposition ex- und dem gesamtkeltischen Lexem „obnus“ (Furcht, Angst) und wird übersetzt mit „Die Furchtlose“. Der Votivstein wurde in Alem in Noord Brabant (NL) gefunden, zusammen mit einigen anderen. Sowohl die Häufung an Votivsteinen an diesem Ort als auch die Namensherleitung des Ortes (protogermanisch *alha = heilig) lassen darauf schließen, dass es hier an der Oude Maas ein Heiligtum gegeben haben muss. Die männliche Version ihres Namens, Exsobinius, ist ein Beiname für Mars Lenus. Almqvist gibt an, dass sie auch von den Batavern rund um Nijmegen (NL) verehrt wurde. Der Link, der dies belegen soll, ist allerdings nicht mehr aktiv.

Die Göttin Alateivia , bei der man einen Bezug zu den Matronen vermutet, da ihr Name auch als Alateiviae geschrieben wird, wurde vor allem in Gallien verehrt, aber auch in Xanten (D). Der Name ist keltischen Ursprungs, wurde aber oberflächlich germanisiert. Man vermutet bei ihr, dass sie eine Göttin der Heilung sein könnte, da der Stifter des Xantener Weihesteins ein Arzt war. Er handelte laut Inschrift „ex iussu“, also auf Befehl der Göttin, was auf eine Orakelpraktik schließen lässt.

Jan de Vries hingegen deutet sie vorsichtig als eine Art Hauptgöttin und sieht eine Verbindung zu Frija. Di Bernardo Stempel unterstützt dies, indem sie Alateivia als eine germanisierte keltischsprachige Anrufung einer nicht näher bekannten Göttin bezeichnet und den Namen etymologisch deutet als „Die Gänzlich Göttliche“.

Ein Votivstein aus dem 3. Jahrhundert nach Chr., der der Göttin Rura geweiht waren, sowie Hinweise auf ein Heiligtum wurden 1963 in der Nähe von Roermond (NL) ausgegraben. Man vermutet in Rura die Flussgöttin der Roer (NL) bzw. auf deutscher Seite der Ruhr. Der Stein befindet sich heute im Stedelijk Museum Roermond.

Bei einer Notgrabung in einem später angelegten merowingischen Gräberfeld westlich von Buchte (NL) wurden 1976 Reste eines Tempels gefunden. Aufgrund mehrerer Inschriften, besonders aber eines speziellen Fundes, nämlich eines bronzenen Hahns mit emaillierter Brust und eingestempeltem Namen Arcanua, der wohl eine Votivgabe eines Legionärs war, wurde der Tempel der Göttin Arcanua zugesprochen. Heute ist alles von Industrieanlagen überbaut. Arcanua wurde vermutlich in der Geleenbeek-Region (NL) verehrt. Der Geleenbeek gehört zum Stromland rund um die Maas und mündet bei Stevensweert als Oude Maas in diese. Ihr Name wird von Almqvist übersetzt mit „Die Geheimnisvolle“, Laurian Toorians hingegen interpretiert den Namen als „Vorsängerin“ oder „Ankündigerin“ keltischer Herkunft und vermutet in ihren Verehrern Überreste verschiedener keltischer Stämme (die Bernardo Stempel, Wikipedia). Di Bernardo Stempel bezeichnet sie als eine Naturgottheit, speziell eine Tiergottheit, in diesem Fall eine Hahnengöttin. Als Vergleich nennt sie Epona, die als Pferdegöttin ebenfalls eine Tiergottheit darstellt

Viradecis war möglicherweise eine Schutzgottheit der Condrusen, die zu den Tungrern gehörten, Man hat mehrere Weihesteine mit ihrem Namen gefunden, mehrere davon von Frauen gestiftet.

Möglicherweise war sie ursprünglich eine keltische Göttin, die später von den germanischen Stämmen im Imperium übernommen wurde. Dabei wurde ihr Name dann aber germanisiert, denn -dis ist eine typisch germanische Endung, die keltische Entsprechung wäre -a. Etymologisch ist ihr name auf das protokelische wīrja/wiro (Wahrheit) und *dekos (Ehre) zurückzuführen. Ihr Name entspräche dann „Die die Wahrheit Ehrende“.

Kommen wir zum Schluss zu drei sehr ähnlichen Göttinnen.

Die erste ist Hariasa.

Der Name wird abgeleitet aus dem germanischen *harjan (= verheeren) oder *Harja (= Heer, Kampf). Simek vergleicht die Form Hariasa mit der nordischen Walküre Herja und interpretiert den Namen daher als „verheerende Göttin“.

Sie ist belegt durch einen Weihestein aus Köln, der aber verloren ging. Dieser war datiert auf das Jahr 178 nach Chr.

Der Stifter des Steins kam aus Xanten. Daher vermuten Galsterer und Galsterer dort ihr Kernland.

Sie war eine Kriegsgöttin.

Die zweite ist als Harimella bekannt.

Etymologisch gibt es verschiedene Ansätze. Wie Hariasa wird sie mit Herja in Bezug gebracht bzw. Herfjötur. Gedeutet wird ihr Name als „Die das Heer Hemmende oder Fesselnde“.

Sie ist belegt durch einen Weihestein aus dem 2. Jahrhundert in Schottland.

Über ihren Kult ist nichts bekannt. Man vermutet, sie sei eine Kriegsgöttin der Tungrer oder eine walkürenartige Figur gewesen. Damit läge ihr Kerngebiet in der Gegend des heutigen Tongeren in nördlichen Belgien (Provinz Limburg).

Auch die Dritte im Bunde, Vinhasa, ist wie Harimella eine Kriegsgöttin der Tungrer. Etymologisch wird ihr Name von germn. *wīga (kämpfen) oder *wiha (weihen) abgeleitet, sowie *ansu (Göttin). Mehr ist über sie nicht bekannt.

Quellenangaben:

Almqvist, Imelda; North Sea Water in My Veins; The Pre-Christian Spirituality of the Low Countries; Moon Books; 2021

di Bernardo Stempel, Patrizia; Die sprachliche Analyse der niedergermanischen Votivformulare und Dedikantennamen; Forschungen zur antiken Religion 1; Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften

https://frankisk-allodium.com „Hludana“

Galsterer, Hartmut und Birgit; Die römischen Steininschriften aus Köln, 1975

https://godenvaneigenbodem.com/exomna/ „Exomna“

GardenStone (Goos, Gunivortuus); Die Rückkehr der Göttin Nehalennia; BoD GmbH 2008

https://incisapereaude.wordpress.com/tag/sunuxal „Sunuxal“

www.livius.org „Hludana“

Simek, Rudolf; Religion und Mythologie der Germanen; 2. Auflage; Theiss Verlag, 2014

https://www.sophie-lange.de/matronenkult-und-kultplaetze/index.php „Matronen“

de Vries, Jan; Altgermanische Religionsgeschichte. 3. unveränderte Auflage. De Gruyter, Berlin/New York 1970, Reprint 2010, Band 2

Wikipedia

Ein Mini-Altar zum Selbstgestalten

Manchmal fehlt einem der Platz, manchmal das Geld. Manchmal will man auch nicht jeden, der ins Zimmer kommt, wissen lassen, dass man ein Heide ist. Manchmal ist man auf Reisen. Es gibt viele Gründe, sich einen Mini-Altar zuzulegen.

Dieser Altar ist ein Triptychon, d.h. ein Mittelteil mit zwei Flügeln. Die eine Seite habe ich nach ADF-Art gezeichnet. Hier findet ihr die Kindred, Symbole für die Ahnen mit der Quelle, die Götter mit dem Feuer und die Naturgeister mit dem Weltenbaum.

Das Schöne an diesem Mini-Altar ist, dass man ihn umdrehen kann und noch eine Rückseite zur Verfügung hat. Hier habe ich für mich die Mitte mit einer Triskele gestaltet. Der rechte und linke Flügel sind noch leer. Das hat seinen Grund. Wer sich seinen Altar personalisieren möchte, kann unabhängig von der Vorderseite hier eine Erdmutter, seinen Hüter der Tore und ggf. eine Gottheit, der man sich sehr verbunden fühlt oder die Gottheit des Anlasses, wenn der Altar nur einmalig gebraucht wird, anbringen. Oder ein anderes Emblem, das für dich von Bedeutung ist, z.B. das Awen oder der Jahreskreis….. Deiner Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt und das Internet ist voll von Vorlagen.

Zur Umsetzung:

Male die Bilder nach deinem Geschmack aus. Klebe die einzelnen Teile auf stabile Pappe. Nun verbinde die Seitenflügel mit Tesafilm mit dem Hauptteil, und zwar von beiden Seiten. Schneide überstehenden Klebefilm ab.

Der Altar ist bewusst so klein gestaltet, dass er wenig Platz wegnimmt. Natürlich kannst du die ganzen Teile auch deutlich größer gestalten und z.B. auf Sperrholz übertragen. In dem Fall, müsstest du die einzelnen Teile mit Metallscharnieren verbinden.

Jetzt ist deine Kreativität gefragt: Wie soll die Rückseite aussehen? Was fehlt dir zu deinem persönlichen Altar? Male selbst oder such dir geeignete Motive, druck sie in der passenden Größe aus und beklebe damit die Rückseite des Altars. Bei Bedarf kannst du ihn einfach umdrehen (zumindest den Altar aus Pappe) und hast die Rückseite vorne.

Wenn du ein Ritual durchführen möchtest, kannst du nun ein Opferschälchen davor stellen, Räucherstäbchen anzünden oder war auch immer du für nötig und möglich hältst. Im Prinzip sind zwei Gläser (eins zum Opfern, eins für den Segen) und ein Lororakelset deiner Wahl völlig ausreichend.

Ich wünsche dir zauberhafte Rituale.

Sollten deine Rituale eher im Wicca-/Hexenstil sein, empfehle ich dir hier folgenden Link: https://buntwerkstatt.at/2014/05/18/triptychon/

Da habe ich die Idee ursprünglich her.

https://werkelwald.de/wp-content/uploads/2024/07/Minialtar.pdf

Hochfeste feiern mit Krebs

Leukämie ist mies und hinterrücks. Sie kam ohne Vorwarnung im Frühjahr aus dem Nichts. Eben noch eine schöne Frühjahrstagundnachgleiche gefeiert, und ein paar Tage später liegt man flach mit einer Menge komischer Symptome, Kopfschmerzen und Fieber….

So eine Krankheit stellt das Leben auf den Kopf, von einem Moment zum anderen. Das beeinflusst denn Alltag, aber auch das religiöse/spirituelle Leben. Feiern mit anderen ist schwierig, wenn man im Krankenhaus isoliert liegt. Mal eben schnell in den Nemeton, für ein paar Minuten Meditation, ist auch nicht drin, denn der ist außer Reichweite.

Vieles geht mental. Ich hatte einen Halbedelstein, den ich mit meinem Bild vom Nemeton verankert habe. Ich brauchte ihn nur in die Hand zu nehmen, und konnte mir vorstellen, wie ich den Gartenweg entlang gehe, in den Nemeton trete und mich neben den Götterschrein setze. Ich konnte die Vögel hören, und das Sonnenlicht auf den Blättern der Kirsche und Erle über mir sehen. Ich konnte mir vorstellen, ganze Rituale mit minimalen Requisiten hier abzuhalten. Nur für den Segen und das Omen habe ich Realgegenstände genutzt. Der Rest ging auch ohne.

Dabei war es natürlich von Vorteil, dass ich jahrelang regelmäßig Rituale mit diesem Ablauf abgehalten habe. Es ist mir praktisch in Fleisch und Blut übergegangen.

Zu Lughnasadh war ich nun zu Hause. Trotzdem nimmt einen die Krankheit echt mit. Ohne einen halbwegs vernünftigen hb-Wert fehlt einem schnell die Kraft. Vorbereitung und Pausen helfen da. Und die Möglichkeit, sich immer wieder mal hinzusetzen. Das Blütenmandala oben war meine Opfergabe. Das konnte ich im Voraus gestalten. Mein Ritualkorb steht immer fertig gepackt, da fehlten nur noch ein paar Opfergaben. Einige Texte konnte ich vom Handy abrufen, der Rest war Freistil. Wo es möglich war, habe ich Ritualteile im Sitzen durchgeführt, z.B. habe ich die Geschichte von Lugus und Rosmerta sitzend vorgetragen. Das war vor allem in der 2. Hälfte von Nutzen.

Als Omen gab es „The Baskets“ aus dem Oracle of Nehalennia. Diese Karte steht für Segen und Ernte. Besser geht’s fast nicht zu Lughnasadh, oder?

Demnächst wird es wohl wieder ins Krankenhaus gehen. Die Herbst-Tagundnachgleiche werde ich vermutlich nicht zu Hause verbringen. Aber ich kann mich darauf vorbereiten.

Beten auf vielen Wegen

Beten! Och nee, das klingt aber sehr christlich. Davon wollte ich eigentlich doch wegkommen. So oder ähnlich wird jetzt vielleicht der eine oder andere Leser denken. Aber so ein Gespräch mit den Kindred kann auf verschiedene Art und Weise stattfinden. Je nach Situation, Ort, Anlass und Person gibt es viele Möglichkeiten, den Kontakt mit ihnen zu suchen.

Beten durch Worte

Das ist sicherlich das, woran die meisten als Erstes denken, wenn man sie fragt, wie man betet. Und ja, die richtigen Worte zu finden, kann eine große Wirkung haben, vielleicht nicht auf die angesprochene Gottheit, aber auf alle Fälle, auf den, der sie spricht. Dabei kann man unterscheiden zwischen dem Stoßgebet, das aus einem plötzlichen Impuls oder Bedürfnis heraus gesprochen wird, dem frei formulierten Gebet und dem fest formulierten, ausgefeilten, auswendig gelernten Text.

„Bitte mach, dass ich den Zug noch erwische!“ oder „Gott sei Dank ist das gut gegangen!“, etwas in der Art hat wohl jeder schon mal von sich gegeben, unabhängig davon, wer der oder die geheimnisvolle Angesprochene wohl sein könnte. Solche Stoßgebete sind die unmittelbare und ursprünglichste, basale Form eines Gebets.

Ein frei formuliertes Gebet hingegen hat durchaus einen vorhersehbaren Anlass und muss nicht spontan sein. Im Vergleich zu dem Stoßgebet ist es meist etwas länger. Ein solches Gebet hat oft etwas intimes, ist eine Art Zwiegespräch mit der angesprochenen Gottheit. Man lässt seinen Gedanken freien Lauf. Gerne wird argumentiert, dass dies im Vergleich zu vorformulierten Gebeten die bessere Form eines Gebets ist, da die Worte persönlich sind und von Herzen kommen.

Ein vorformuliertes Gebet, vielleicht sogar eines, das vielen Menschen bekannt ist und regelmäßig gesprochen wird, hingegen hat den Ruf, schnell zu einer Worthülse zu werden, einer leeren Phrase, die ohne nur daher gesagt wird. Oder es klingt gestelzt und unnatürlich. Gleichzeitig hat ein solches Gebet ein unheimliches Potential, wenn es von einer großen Gruppe gemeinsam gesprochen wird. Und es kann einen schnellen Zugang ermöglichen: Je öfter dieses Gebet gesprochen wird, desto breiter und besser ausgebaut ist die Verbindung, die damit geschaffen wird.

Meines Erachtens gibt es für alle diese mündlichen Gebete einen Ort und eine Zeit. Wer in einer akuten Notsituation ist, wird nicht Zeit haben, einen sorgfältig formulierten 20-zeiligen Reim aufzusagen. Wer sich in einem Ritual an eine Gottheit wendet, um ihr zu sagen, was für ein toller Typ sie ist und warum man sie angerufen hat, wird sich hingegen selten mit einem kurzen Satz begnügen. In einem privaten Ritual am eigenen Hausschrein sind persönlich formulierte Worte sicherlich angebracht. Wer ein Ritual für eine große Gruppe abhält, wird sich aber eher vorher schon Gedanken gemacht haben, was er wie sagen will. Und wer viele Leute wenigstens ein bisschen aktiv beteiligen will, der ist gut beraten, auf bekannte Texte zurückzugreifen.

Beten durch Gesten und Haltung

Nun sind Worte aber nicht das Nonplusultra. Wir leben in einer Gesellschaft, die daran gewöhnt ist, Gebete zu sprechen. In anderen Kulturen ist es hingegen durchaus gebräuchlich, mit dem ganzen Körper und durch Gesten zu beten. Vor vielen Jahren hatte ich die Möglichkeit, eine Gruppe indischer Nonnen zu sehen, wie sie ein Gleichnis aus der Bibel tanzten. Jede Bewegung, jede kleine Geste hatte dabei eine eigene Bedeutung, die sich demjenigen, der damit vertraut war, erschloss. Wer sich mit Gebärdensprache auskennt, kann das sich nachvollziehen. Tatsächlich war die sogenannte Orantenhaltung, bei der man die Arme ausbreitet und die Hände dem Himmel entgegenstreckt, über lange Zeit eine sehr verbreitete Gebetshaltung. Heutzutage sieht man sie vor allem bei Priestern in der christlichen Kirche (und bei Neuheiden natürlich), aber es gibt beispielsweise Funde von slawischer Töpferware, auf der Menschen in dieser Haltung abgebildet sind. Diese Haltung drückt die Zuwendung zum Himmel und damit dem Göttlichen aus, und so wird sie auch im heidnischen Bereich wahrgenommen: Ich trete in Kontakt zu den göttlichen Wesen.

Wesentlich bekannter sind die gefalteten Hände. Sie stammen vermutlich aus dem germanischen Raum. Diese Geste hat im Gegensatz zu der im Stehen verwendeten selbstbewussten Orantenhaltung mehr etwas mit Unterwerfung und Abhängigkeit zu tun: Wer früher seinem Fürsten seine aneinander gelegten Hände in dessen legte, der verpflichtete sich diesem. (https://www.erzdioezese-wien.at/site/glaubenfeiern/spirituelles/beten/article/65828.html, Stefan Kronthaler) Diese Geste wurde als Ausdruck der inneren Haltung zu Gott auf den spirituellen Bereich übertragen: „In deine Hände lege ich meinen Geist.“ Viel später, im Zuge der Reformation, tauchten dann die verschränkten Finger beim Gebet auf.

Innerhalb der christlichen Kirchen gibt es noch die Hände, die zu einer Schale geformt werden: Sie findet man vor allem in Italien und bei der Kommunion. Die Schale deutet an: Ich bin ein offenes Gefäß, füll mich!

Außerdem findet man im orientalischen bzw. byzantinischen Bereich das Beten mit gekreuzten Händen. Hierdurch sollen Hingabe und Vertrauen angedeutet werden. Manchmal wird dieses Haltung auch als Osiris-Haltung bezeichnet, da der ägyptische Gott gelegentlich so abgebildet wird. (Beispiel: https://mythopedia.com/topics/osiris)

Und eine weitere Haltung kommt das dem ägyptischen Bereich: die Isis-Haltung. Bei der Isishaltung werden die Unterarme gerade vorgestreckt, mit der Handfläche nach oben. Derjenige, der diese Haltung einnimmt, erwartet, dass ihm etwas gegeben wird.

Wer einmal einen Kindergottesdienst mitgemacht hat, hat vielleicht erlebt, dass hier Lieder häufig mit Gesten unterstützt werden. Ob es der angedeutete Regenbogen am Himmel ist oder die Umarmung, die vermitteln soll, das man geliebt wird – für Kinder, und nicht nur für sie verstärken Gesten unmittelbar das Gesagte und Gesungene, sie machen es anfassbar. (https://www.kinderpastoral.de/fileadmin/5_lp/as42_lp_Kinderpastoral/Methoden/Inhalt_Bewegungen_zum_Gotteslob_Juni2016.pdf Monika Mehringer)

Manche Heiden nutzen die Pommesgabel, auch als Symbol für den Teufel bekannt, hier aber als Symbol für den gehörnten Gott, speziell Cernunnos. Besonders geeignet ist dies, wenn ebenjener Gott angerufen wird.

Aus dem Islam kennen wir die Haltung, die als Sadschda bezeichnet wird. Muslime nehmen sie während der Pflichtgebet ein. Dabei berühren 7 Körperstellen gleichzeitig den Boden (Kopf, beide Hände, beide Knie, beide Füße). In dieser Haltung soll der Gläubige seinem Gott Allah am nächsten sein. Ohne die korrekte Haltung ist das Gebet nicht gültig, es sein denn, man kann sie aus gesundheitlichen Gründen nicht einnehmen.

Eine letzte, etwas extreme Haltung ist die Prostration. Dabei legt sich der Betende mit dem Gesicht nach unten und ausgebreiteten Armen lang ausgestreckt auf den Boden. In der katholischen Kirche ist dies noch üblich, wenn zum Beispiel Diakone geweiht werden. Im Mittelalter war es durchaus gebräuchlich, dass sich auch Könige im Rahmen ihrer Inthronisierung durch hochgestellte Kirchenfürsten/Päpste in diese Haltung begaben, um zu zeigen, dass Gott noch wichtiger war als sie selbst.

Welche Gesten auch immer man benutzt: Es empfiehlt sich, dabei entschieden und eindeutig vorzugehen. Eine bewusst ausgeführte Geste setzt ein ganz anderes Signal als eine unschlüssig oder halbherzig ausgeführte Bewegung. Denke großräumig! Nutze den Raum um dich herum! Besonders in Gruppen kann eine Geste sonst schnell untergehen und verliert ihren Nutzen.

In manchen Fällen werden Gesten noch mit zusätzlichen Hilfsmitteln unterstützt, z.B. einem Stab bei Zeigegesten. Gerade bei größeren Gruppen kann eine Geste so noch besser gesehen werden. Manchen hilft es auch, wenn sich sich in ihrer Gestik noch unsicher sind. Andere nutzen so ein Hilfsmittel, weil sie denken Energie so gezielter bündeln zu können.

Übrigens ist Beten mit Gesten eine schöne Methode, um Inklusion zu betreiben. Immerhin gib es mit der Gebärdensprache eine Sprache, die fast vollständig auf Gesten und Mimik basiert. https://www.youtube.com/watch?v=JwLo1dvO2kQ&list=PLCN4v_tfF58lpsG5aAhlD5z3jux6boDqe&index=3

Tanzen als Gebet

Tanzen wird seit Jahrhunderten und -tausenden als eine Form des Gebets genutzt. Manche Tänze können dazu dienen, die Teilnehmer in eine Art Trance zu führen, andere dienen „nur“ dazu, eine Gemeinschaft aufzubauen. Ob man nun auf Höhlenzeichnungen von Menschen zurückgreift, auf Bibelgeschichten, in denen Menschen vor Gott tanzen, tanzende Feen oder auf Tänze aus anderen Kulturkreisen: Tanzen bringt Menschen und Götter näher zusammen.

Ein Beispiel für Tänze, die sich für Rituale eignen, sind die Reigentänze. Dabei handelt es sich um eine alte Tradition zu jahreszeitlichen Festen (was nicht dasselbe ist wie die modernen Jahreskreisfeste). Die Kreismitte wird dabei als göttliches Zentrum/Ursprungsort interpretiert. Dementsprechend tanzt man oft auch auf die Mitte zu und wieder hinaus. Eine besondere Variante hiervon sind die bretonischen Tänze: Sie stammen aus dem Mittelalter. Man fasst sich dabei an den Händen und folgt einem immer gleichen Schrittmuster, wobei die Hände teilweise mitgeschwungen werden. Die Tanzrichtung ist links im Sonnenverlauf, bei den meisten anderen Ländern hingegen rechts herum im Mondverlauf. Da manche von ihnen relativ simpel in der Schrittfolge sind, eigenen sie sich hervorragend dazu, sie mit größeren ungeübten Gruppen zu tanzen. (Bretonischer Tanz)

Aus dem Yoga kennen die meisten den Sonnengruß, Surya Namaskar, oder manche auch den Mondgruß, Chandra Namaskar. Dabei geht man durch eine Abfolge von Körperhaltungen, die den Lauf der Sonne bzw. des Mondes nachahmen. Auch dies könnte man als eine Tanzform beschreiben. (hier mal ein Video von einer Sonnengrußroutine: Klassischer Sonnengruß von Mady Morrison)

Prozessionen sind eine Tanzform, die den Teilnehmern nicht allzu viel Geschick abverlangen. Manchmal läuft es nur darauf hinaus, von A nach B zu laufen. Natürlich gibt es auch etwas komplexere Prozessionen, z.B. die Echternacher Springprozession oder Prozessionen, bei denen der Lauf an sich durch aufwändige Kostüme ergänzt wird. Als Gegensatz gibt es den einfachen Einmarsch in einen Ritualbereich mit Musikbegleitung, bei dem dieser einmal oder mehrmals umrundet wird, bis alle ihre Position gefunden haben.

Ein bekannter neopaganer Tanz ist der Spiral Dance, den Reclaiming jährlich zu Samhain veranstaltet, und das seit über 40 Jahren. Alle Teilnehmer fassen sich an den Händen und binden eine lange Schlange. Nun tanzt die ganze Formation spiralförmig auf die Mitte zu. Dort angekommen tanzt der Kopf der Schlange Auge in Auge mit den Hineintanzenden wieder hinaus. Jeder Spiral Dance steht unter einem Motto, was sich vielleicht in diesem Fall auch als Mantra bezeichnen ließe. Der Tanz wird von Gesang begleitet. Insgesamt ist es schon durch die Anzahl der Teilnehmer eine sehr beeindruckende Veranstaltung. Ich hätte euch gerne ein Video verlinkt, aber die Videos, die ich gefunden habe, dauern einfach zu lange.

Beim Tanzen im Gebet verbinden sich Körper, Geist und Seele. Wenn man tanzt, ist man sich seiner Position gegenüber der materiellen und immateriellen Welt deutlich bewusst. Die innere und äußere Bewegtheit treffen hier zusammen. Der gebetete Tanz kann die Beziehung zu den Göttern wecken, erhalten oder sogar stärken.

Maibaumtanz aus Süddeutschland

Beten durch Musik und Gesang

Ich bin mit Musik aufgewachsen. Mein erstes Musikinstrument habe ich im Kindergartenalter gelernt. Gemeinsames Singen war für mich immer ein zentraler Bestandteil meines Daseins. Klar, dass ich nahezu kein Ritual abhalte, ohne dabei wenigstens ein Lied zu singen. Musik als Kunstform ist ebenfalls eine Gabe, die man gut den Kindred geben kann. Ein Lied bleibt viel besser im Gedächtnis als eine einfache Erwähnung nebenbei. (Earth, my body, nicht druidisch, aber ein Klassiker)

Musik hat auch den Vorteil, dass sie hilft, eine Gruppe zu organisieren. Daher die Erfindung von Marschmusik als Taktgeber. Und selbst Leute, die nicht durchweg musikalisch sind, neigen dazu, bei einer gespielten Musik im Rhythmus mitzulaufen oder sich zu bewegen, sogar, wenn sie das Lied nicht leiden können.

Musik drückt das aus, was man nicht in Worte fassen kann, und sie berührt einen da, wo Worte nicht hinkommen. Musik kann ganz basale Gefühle zum Klingen bringen: Freude, Trauer, Liebe… Sie kann eine heilende Wirkung haben. Sie kann Effekte steigern, Atmosphäre erzeugen, Erinnerungen wecken. Wie Tanzen kann Musik oder ein Lied dabei helfen, dass man tiefer in eine Gebetshaltung kommt.

Wer sich mit Zahlenmagie/Numerologie/Kabbala etc. beschäftigt, der kann die technisch-mathematischen Aspekte von Musik nutzen, um Musik für eine spezielle Gottheit zu schaffen. Das Ergebnis klingt nicht zwangsläufig hübsch, in dem Fall geht es eher um die Bedeutung hinter den Tonabfolgen. Übrigens haben viele bekannte Musiker diese Möglichkeit gerne genutzt. J.S. Bach hat seinen Nachnamen gelegentlich als Notenfolge in seine Werke eingebaut (B-A-C-H)

Beten durch Arbeit

Manchmal braucht es keine Worte. Gerade in orthopraktischen Religionen und Glaubensgemeinschaften zählt mehr das, was man tut, als das, was man sagt. Und so kann körperliche Arbeit, z.B. Gartenarbeit, Müll sammeln, Bäume pflanzen, Vögel zählen als Bestandsaufnahme … als Ausdruck bewusster Hingabe und ein Gebet angesehen werden, oder auch als eine Opfergabe. Aber natürlich bezieht sich das nicht nur auf den Umweltschutz und die Liebe zur Natur.

Als Heide lebt man im Austausch mit seiner Umwelt, und dazu gehören in ganz entscheidendem Maße die Menschen um einen herum. Daher ist es genau so ein Gebet, wenn man sich für seine Mitmenschen in irgendeiner Form engagiert, z.B. ehrenamtliche Tätigkeiten (Bürgerbus fahren, Trainer im Verein, Nachhilfe geben, bei der Tafel mitarbeiten, Repaircafé, morgens in der Schule Brote schmieren und den Kiosk betreiben, Blut spenden, …) oder auch mal an einer Demonstration für Demokratie, gegen Rechtsradikalismus etc. teilnehmen.

Entscheidend ist dabei, dass man sich bewusst dafür entscheidet, etwas als Gabe an die Kindred zu tun. Das ist der Aspekt, der es zum Gebet macht.

Stille als Gebet

Als Teenager machte ich Bekanntschaft mit den Rosa Schwestern der Societas Verbum Dei (SVD). Dieser Ableger eines Missionsordens geht nicht hinaus in die Welt, um zu missionieren. Im Gegenteil, wer ihnen beitritt, sieht von der Welt nicht mehr allzu viel. Dafür verbringt man den größten Teil seiner Zeit schweigend im Gebet für andere. Als Teenager fand ich es äußerst befremdlich, dass jemand sich freiwillig so isolieren konnte. 30 Jahre später habe ich ein wenig dazu gelernt. Nichts im Leben würde mich dazu kriegen, diesem Orden oder einem vergleichbaren beizutreten. (Rosa Schwestern)

Aber eine Meditation in Stille, ohne an etwas zu denken, ohne zu planen, dieses sich Öffnen für das, was kommt oder auch nicht, diese Bereitschaft zuzuhören, die kann ich als eine Form des Gebets inzwischen annehmen. In einer Zeit der Reizüberflutung ist Stille als Gebet vielleicht die größte Gabe, die man geben kann.