Was ist eigentlich dieses ADF?

Ár nDraíocht Féin: Das sind wir, Unser eigenes Druidentum! Der Name stammt aus dem Irischen und spricht sich Arn RI-ockt Fejn, wenn man es nicht wie die meisten einfach mit ADF abkürzen möchte. Aber was steckt dahinter?

Ursprünge und Organisationsstruktur (aktualisiert im Juni 2023)

ADF wurde 1983 in den USA gegründet als eine heidnische Gemeinschaft. Das Ziel war es, einen Rahmen zur Verfügung zu stellen für öffentliche heidnische Rituale und die heidnische Forschung voranzutreiben. Zwei Wahlsprüche ADFs lauten nicht von ungefähr: „Mit dem Tempo einer schnell wachsenden Eiche“ und „Warum nicht Exzellenz, also wirklich gut sein?“ Jeder von uns hat etwas, worin er wirklich gut ist, und sollte danach streben, das Beste aus sich zu machen, aber es kostet auch Zeit.

ADF wird geleitet von einem Erzdruiden und dem Mutterhain (Mother grove). Diese Positionen werden regelmäßig in Wahlen neu besetzt, an denen alle Mitglieder sich beteiligen können. Aktuell ist Jean Pagano ADFs Erzdruide und Jan Avende seine Stellvertreterin. Obwohl ein Großteil der Mitglieder aus den USA und Kanada kommt, gibt es weltweit ADF-Mitglieder. Jede (Groß-) Region hat auch einen eigenen Regionaldruiden. Für Europa bin das akteull ich.

Ritualpraxis

Trotz der druidischen Wurzeln gibt sich ADF nicht mit einem rein keltischen Ansatz zufrieden: Wir verehren alle Pantheone des indoeuropäischen Spektrums. Bei uns finden sich Anhänger der nordischen, griechischen, römischen, vedischen, gallischen, irischen, walisischen, schottischen, angelsächsischen, slawischen, proto-indoeuropäischen Götter und Geister und allem dazwischen. Weitere wichtige Elemente in unseren Ritualen sind die Verehrung der Mutter Erde, unserer Vorfahren und der Geister des Landes.

Unsere Ritualpraxis gründet sich auf Gegenseitigkeit: Wir geben, und im Gegenzug wird uns gegeben. Dieses Prinzip nennen wir nach dem proto-indoeuropäischen Wort *ghosti. Es läuft auf einen Austausch von Gaben hinaus. Wir machen den göttlichen Kräften, Geistern und Ahnen Opfergaben oder Geschenke in Form von Gegenständen, Speisen, Weihrauch, Gedichten, Liedern etc., und erhalten im Gegenzug ihren Segen und Rat. Tier- oder Menschenopfer kommen nicht in Frage. 😉

Während die ADF-Rituale einen bestimmten Rahmen haben, ist es jedoch jedermanns Privatsache, wie man seine persönliche Ritualpraxis außerhalb dieser Rituale gestaltet, und ebenso, wie man diesen Rahmen ausfüllt. Wir akzeptieren alle Formen der Verehrung und Spiritualität, es gibt hierfür keine Vorgaben. Es muss für den einzelnen funktionieren, und das unterscheidet sich von Person zu Person. Viele von uns sind auch nicht ausschließlich Mitglieder von ADF, sondern gehören auch anderen Gruppen an.

Als Druiden von ADF bemühen wir uns jedoch, ein tugendhaftes Leben zu führen – so spießig das auf den ersten Blick klingt. 😉 Wir streben danach Mut, Weisheit und Weitsicht zu erlangen, mit Pietas, Integrität und Ausdauer zu handeln und Gastfreundlichkeit, Kreativität und Mäßigkeit zu zeigen.

Gemeinschaft und Lernen

Den Mitgliedern von ADF stehen dabei verschiedene Möglichkeiten offen, um mehr zu lernen. Der DP stellt eine Art Basisprogramm da. Hierbei lernt man mehr darüber, was ADF ausmacht, was die verschiedenen Elemente des Glaubens und des Rituals beinhalten und setzt sich mit einem selbst gewählten spezifischen Pantheon näher auseinander, um seine persönlichen Erfahrungen zu machen bzw. zu vertiefen. Nach Abschluss steht es einem frei, die Studienprogramme der verschiedenen Gilden zu beginnen, oder sich für ein vertiefendes Initiandenprogramm oder ein Priesterstudium zu entschließen (oder nichts davon).

Eine weitere Möglichkeit ist der Weg des Herdhüters: Hierbei wird konkret an der Erstellung oder Erweiterung eines eigenen Hauskults gearbeitet, ob nun für sich selbst, die Familie oder eine kleine Gruppe.

Beide Programme greifen Hand in Hand, mit dem Ziel die eigene Spiritualität zu vertiefen, sind aber unabhängig voneinander durchführbar. Sie sollen dazu ermutigen, ein Verständnis für die alten Wege zu erlangen, das Wissen unserer Vorfahren zu nutzen und darauf eine moderne Ritualpraxis aufzubauen. Den Weg des Herdhüters kann man sich übrigens zum Schnuppern auch ohne Mitgliedschaft und viel Vorwissen auf der ADF-Website herunterladen und ausprobieren.

Aktuell steht der Weg des Herdhüters auf Deutsch zur Verfügung, der Dedicant Path nur auf Englisch, wir arbeiten jedoch mit Hochdruck an einer deutschen Übersetzung. Bei Fragen, Problemen etc. steht die deutsche Community natürlich auch jederzeit zur Verfügung.

Innerhalb von ADF gibt es verschiedene Gruppen, denen man sich anschließen kann: Die Kins (Sippen) beschäftigen sich mit den einzelnen Pantheonen, die Guilds (Gilden) mit verschiedenen Themenschwerpunkten wie zum Beispiel Bardentum, Liturgie, Magie, Sehertum, Tanz, Forschung, Kunsthandwerk , die SIGs (Spezielle Interessengruppen) mit weniger religiösen Themen, die dennoch unseren Alltag und Glauben berühren, wie Kinder und Elternschaft, Spiele, Mitglieder ohne Anbindung an eine Gruppe, LGBTQIA+ , Heilung, Natur, die technisch versierten Heiden etc., die Orden mit der Verehrung einzelner göttlicher Wesen. Viele Mitglieder sind auch in sogenannten Hainen (grove) oder Protohainen (protogrove) organisiert, feiern gemeinsam die Feste im Jahreskreis und organisieren andere Aktivitäten. Aktuell gibt es in Deutschland nur einen Protohain, den Adrana-Hain bei Kassel, aber mehrere unabhängige ADF-Mitglieder.

Unsere Hochfeste orientieren sich am neuheidnischen Jahreskreis mit seinen Sonnenwenden, Tagundnachtgleichen und den Quartalsfesten dazwischen. Der Schwerpunkt kann sich jedoch je nach Pantheon verschieben und um weitere Feste ergänzt werden.

Inklusion und Diversität

Wir sind nicht perfekt, aber wir streben danach, allen einen sicheren Raum zu bieten. Jeder ist willkommen, ganz egal davon, als was er oder sie sich identifiziert. Unabhängig von Religionszugehörigkeit, Nationalität, Geschlecht, Kultur und sexueller Orientierung sind alle dazu eingeladen, an unseren Ritualen teilzunehmen, unseren Weg für sich zu entdecken und die Gemeinschaft und Gastfreundschaft zu erfahren. Wir wissen die Vielfalt zu schätzen und sind der Meinung, dass es unsere Gemeinschaft stärker macht, wenn alle Mitglieder eine Stimme haben und sie auch nutzen.

Was bietet ADF nun, was andere nicht haben?

Ehrlich gesagt- ich weiß es nicht genau, da ich nie Mitglied einer konkreten Gruppe gewesen bin. Aber ADF erlaubt mir, meinen eigenen Stil zu entwickeln, mit meinen persönlichen Ansichten und Vorgehensweisen, ohne Dogmen und erhobenen Zeigefinger. Gleichzeitig bin ich dort Teil einer Gemeinschaft mit einem bestimmten Rahmen, der es mir ermöglicht, mit den anderen ohne Probleme zu interagieren. Das finde ich einerseits sehr befreiend, und andererseits gibt es mir ein Gefühl von Geborgenheit. Für mich ist und war es der richtige Weg, ob es das auch für dich ist, musst du selbst herausfinden. Sei uns herzlich willkommen!

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