Setz oder leg dich hin, so, wie es für dich bequem ist.
Vielleicht magst du dich zudecken und ein Kissen unter Kopf oder Knie
legen.
Atme ein paar Mal
ein und aus und fühle, wie du mit jedem Atemzug etwas Anspannung
loslässt.
Dann schließe
deine Augen. Atme ruhig weiter… Deine Arme werden schwer… Deine
Beine werden schwer… Dein Atem geht ganz tief und ruhig…. Deine
Wirbelsäule schmiegt sich an den Untergrund… Dein Kopf wird immer
schwerer…. In Gedanken entfernst du dich mit jedem Atemzug ein
Stückchen aus deiner Umgebung….
Stell dir vor, du
sitzt an einer geschützten Stelle in den Dünen. Es ist Ebbe, und
das Meer hat sich weit zurückgezogen, aber du hört das Kommen und
Gehen der Wellen, ein konstantes Rauschen, wie ein langsamer Puls.
Der Sand unter dir ist lauwarm und weich, um dich herum raschelt
leise das Dünengras. Du fühlst dich wohl und sicher hier in deinem
Nest.
Ein leichter,
lauwarmer Wind weht. Er bringt den Geruch von Frühling mit sich,
taunasses Gras und ein Hauch von Blütenduft. Möwen kreischen hoch
am Himmel. Die Sonne scheint mild und wärmt deine Haut. Ihre
Strahlen kitzeln dich ein wenig in der Nase. Über dir ziehen weiße
Wölkchen ihre Bahn….
In der Ferne ziehen
graue Wolken auf. Der Wind nimmt zu und treibt sie heran. Es beginnt
zu regnen, leicht nur. Der Regen ist nicht kalt. Ein Donnern ist zu
hören, gefolgt von einem Blitz, der den Himmel teilt. Das Meer ist
grau geworden, aber du liegst sicher und geschützt in deinem
Dünennest und betrachtest das Schauspiel am Himmel…. Das Gewitter
zieht über dich hinweg, der Regen ebbt ab und die Sonne kommt wieder
zum Vorschein….
Sie wärmt deine
nasse Haut, sie trocknet deine Kleidung und deine Haare. Es wird
immer wärmer…. Der Wind hat aufgehört, und deine Umgebung beginnt
zu dampfen, als die Feuchtigkeit verdunstet. Das Dünengras raschelt
und knistert in der Hitze, und ein Duft von Heu, Algen und Salz liegt
in der Luft…. Unten am Strand hat jemand ein Lagerfeuer angezündet.
Der Geruch von Rauch treibt zu dir hinüber. Es wird immer heißer.
Bald musst du aus der Sonne gehen…
Doch als du schon
bereit bist, dein Nest zu verlassen, kühlt es wieder ab und der Wind
kehrt zurück. Er vertreibt die Gluthitze. Am Himmel erscheinen bunte
Drachen, die Leute am Strand steigen lassen. Sie tanzen im Wind auf
und ab, und das Knattern ihrer Bänder tönt bis zu dir…
Die Sonne hat an
Kraft verloren, rot goldene Strahlen bringen deine Umgebung zum
Leuchten, als sie sich dem Horizont nähert…
Im Osten zieht es
sich zu. Eine dunkle Wolkenwand schiebt sich über den Himmel und
bringt die letzten Sonnenstrahlen zum Verglühen. Auch die Drachen
sind verschwunden… Es wird kühl, und als der Regen einsetzt, ist
es kein freundlicher warmer Frühlingsregen, sondern er prasselt auch
dich in dicken, kalten, harten Tropfen herab. Die
Tropfen hinterlassen kleine Kuhlen im Sand… Du rollst dich
zusammen in deinem Dünennest und verschmilzt mit dem Untergrund.
Hier bist du sicher und geschützt. Du fühlst dich wohl. Die Tropfen
sind wie eine Massage. Der Sand um dich herum saugt den Regen gierig
auf, dankbar für die Erfrischung nach der Sommerhitze….
Auch der Wind wird
immer stärker. Er entwickelt sich zu einem richtigen Sturm. Der
Sturm füllt die Luft mit feinem Sand, aber er pustet dir auch den
Kopf frei. Du kuschelst dich in tiefer in dein Dünennest. Hier kann
dir das Unwetter nichts anhaben…
Irgendwann hört der
Regen auf, aber es bleibt kühl. Dünne Nebelschleier ziehen über
dem Meer auf. Deine Umgebung verschwimmt in weichen Grautönen.
Geräusche dringen an dein Ohr wie durch Watte. Nichts kann dich
belasten…
Der Nebel verzieht
sich, aber es wird kälter, und mit der Kälte kommt der Schnee. In
weichen Flocken fällt er vom Himmel und bedeckt die Dünen mit einer
dünnen Schicht. Wie eine sanfte Decke legt er sich auf dich, hüllt
dich ein in einen weißen Kokon. Das Dünengras ist mit Raureif
überzogen. Es glitzert im Licht der Morgensonne, die ihre dünnen
Strahlen vorsichtig über den Horizont schiebt. Die Luft riecht
sauber und kalt. In deinem Dünennest fühlst du dich geschützt und
sicher. Die Kälte kann dir nichts anhaben, genauso wenig wie der
Erde unter dir.…
Die Sonne steigt
höher und bringt das Eis langsam zum Schmelzen. Von dem langen Halm
neben dir tropft es plopp, plopp, plopp… Du spürst, wie der Schnee
auf dir ebenfalls verschwindet… Die Wärme lockt junge Triebe von
Dünengras aus dem Boden. Ihre zarten Spitzen lugen um dich herum
hervor. Bald werden sie das vertrocknete Gras vom letzten Jahr
ersetzen.
Auch du spürst, wie dein Körper sich unter den wärmenden Sonnenstrahlen regt. Du atmest einmal tief ein und aus und streckst deine Arme und Beine… Du atmest noch einmal tief ein und aus und verabschiedest dich von deinem kuscheligen Platz in den Dünen….. Du atmest ein drittes Mal tief ein und aus und öffnest die Augen… Du bist wieder voll und ganz in der Realität angekommen und fühlst dich frisch und erholt.