Was ist eigentlich dieses ADF?

Ár nDraíocht Féin: Das sind wir, Unser eigenes Druidentum! Der Name stammt aus dem Irischen und spricht sich Arn RI-ockt Fejn, wenn man es nicht wie die meisten einfach mit ADF abkürzen möchte. Aber was steckt dahinter?

Ursprünge und Organisationsstruktur (aktualisiert im Juni 2023)

ADF wurde 1983 in den USA gegründet als eine heidnische Gemeinschaft. Das Ziel war es, einen Rahmen zur Verfügung zu stellen für öffentliche heidnische Rituale und die heidnische Forschung voranzutreiben. Zwei Wahlsprüche ADFs lauten nicht von ungefähr: „Mit dem Tempo einer schnell wachsenden Eiche“ und „Warum nicht Exzellenz, also wirklich gut sein?“ Jeder von uns hat etwas, worin er wirklich gut ist, und sollte danach streben, das Beste aus sich zu machen, aber es kostet auch Zeit.

ADF wird geleitet von einem Erzdruiden und dem Mutterhain (Mother grove). Diese Positionen werden regelmäßig in Wahlen neu besetzt, an denen alle Mitglieder sich beteiligen können. Aktuell ist Jean Pagano ADFs Erzdruide und Jan Avende seine Stellvertreterin. Obwohl ein Großteil der Mitglieder aus den USA und Kanada kommt, gibt es weltweit ADF-Mitglieder. Jede (Groß-) Region hat auch einen eigenen Regionaldruiden. Für Europa bin das akteull ich.

Ritualpraxis

Trotz der druidischen Wurzeln gibt sich ADF nicht mit einem rein keltischen Ansatz zufrieden: Wir verehren alle Pantheone des indoeuropäischen Spektrums. Bei uns finden sich Anhänger der nordischen, griechischen, römischen, vedischen, gallischen, irischen, walisischen, schottischen, angelsächsischen, slawischen, proto-indoeuropäischen Götter und Geister und allem dazwischen. Weitere wichtige Elemente in unseren Ritualen sind die Verehrung der Mutter Erde, unserer Vorfahren und der Geister des Landes.

Unsere Ritualpraxis gründet sich auf Gegenseitigkeit: Wir geben, und im Gegenzug wird uns gegeben. Dieses Prinzip nennen wir nach dem proto-indoeuropäischen Wort *ghosti. Es läuft auf einen Austausch von Gaben hinaus. Wir machen den göttlichen Kräften, Geistern und Ahnen Opfergaben oder Geschenke in Form von Gegenständen, Speisen, Weihrauch, Gedichten, Liedern etc., und erhalten im Gegenzug ihren Segen und Rat. Tier- oder Menschenopfer kommen nicht in Frage. 😉

Während die ADF-Rituale einen bestimmten Rahmen haben, ist es jedoch jedermanns Privatsache, wie man seine persönliche Ritualpraxis außerhalb dieser Rituale gestaltet, und ebenso, wie man diesen Rahmen ausfüllt. Wir akzeptieren alle Formen der Verehrung und Spiritualität, es gibt hierfür keine Vorgaben. Es muss für den einzelnen funktionieren, und das unterscheidet sich von Person zu Person. Viele von uns sind auch nicht ausschließlich Mitglieder von ADF, sondern gehören auch anderen Gruppen an.

Als Druiden von ADF bemühen wir uns jedoch, ein tugendhaftes Leben zu führen – so spießig das auf den ersten Blick klingt. 😉 Wir streben danach Mut, Weisheit und Weitsicht zu erlangen, mit Pietas, Integrität und Ausdauer zu handeln und Gastfreundlichkeit, Kreativität und Mäßigkeit zu zeigen.

Gemeinschaft und Lernen

Den Mitgliedern von ADF stehen dabei verschiedene Möglichkeiten offen, um mehr zu lernen. Der DP stellt eine Art Basisprogramm da. Hierbei lernt man mehr darüber, was ADF ausmacht, was die verschiedenen Elemente des Glaubens und des Rituals beinhalten und setzt sich mit einem selbst gewählten spezifischen Pantheon näher auseinander, um seine persönlichen Erfahrungen zu machen bzw. zu vertiefen. Nach Abschluss steht es einem frei, die Studienprogramme der verschiedenen Gilden zu beginnen, oder sich für ein vertiefendes Initiandenprogramm oder ein Priesterstudium zu entschließen (oder nichts davon).

Eine weitere Möglichkeit ist der Weg des Herdhüters: Hierbei wird konkret an der Erstellung oder Erweiterung eines eigenen Hauskults gearbeitet, ob nun für sich selbst, die Familie oder eine kleine Gruppe.

Beide Programme greifen Hand in Hand, mit dem Ziel die eigene Spiritualität zu vertiefen, sind aber unabhängig voneinander durchführbar. Sie sollen dazu ermutigen, ein Verständnis für die alten Wege zu erlangen, das Wissen unserer Vorfahren zu nutzen und darauf eine moderne Ritualpraxis aufzubauen. Den Weg des Herdhüters kann man sich übrigens zum Schnuppern auch ohne Mitgliedschaft und viel Vorwissen auf der ADF-Website herunterladen und ausprobieren.

Aktuell steht der Weg des Herdhüters auf Deutsch zur Verfügung, der Dedicant Path nur auf Englisch, wir arbeiten jedoch mit Hochdruck an einer deutschen Übersetzung. Bei Fragen, Problemen etc. steht die deutsche Community natürlich auch jederzeit zur Verfügung.

Innerhalb von ADF gibt es verschiedene Gruppen, denen man sich anschließen kann: Die Kins (Sippen) beschäftigen sich mit den einzelnen Pantheonen, die Guilds (Gilden) mit verschiedenen Themenschwerpunkten wie zum Beispiel Bardentum, Liturgie, Magie, Sehertum, Tanz, Forschung, Kunsthandwerk , die SIGs (Spezielle Interessengruppen) mit weniger religiösen Themen, die dennoch unseren Alltag und Glauben berühren, wie Kinder und Elternschaft, Spiele, Mitglieder ohne Anbindung an eine Gruppe, LGBTQIA+ , Heilung, Natur, die technisch versierten Heiden etc., die Orden mit der Verehrung einzelner göttlicher Wesen. Viele Mitglieder sind auch in sogenannten Hainen (grove) oder Protohainen (protogrove) organisiert, feiern gemeinsam die Feste im Jahreskreis und organisieren andere Aktivitäten. Aktuell gibt es in Deutschland nur einen Protohain, den Adrana-Hain bei Kassel, aber mehrere unabhängige ADF-Mitglieder.

Unsere Hochfeste orientieren sich am neuheidnischen Jahreskreis mit seinen Sonnenwenden, Tagundnachtgleichen und den Quartalsfesten dazwischen. Der Schwerpunkt kann sich jedoch je nach Pantheon verschieben und um weitere Feste ergänzt werden.

Inklusion und Diversität

Wir sind nicht perfekt, aber wir streben danach, allen einen sicheren Raum zu bieten. Jeder ist willkommen, ganz egal davon, als was er oder sie sich identifiziert. Unabhängig von Religionszugehörigkeit, Nationalität, Geschlecht, Kultur und sexueller Orientierung sind alle dazu eingeladen, an unseren Ritualen teilzunehmen, unseren Weg für sich zu entdecken und die Gemeinschaft und Gastfreundschaft zu erfahren. Wir wissen die Vielfalt zu schätzen und sind der Meinung, dass es unsere Gemeinschaft stärker macht, wenn alle Mitglieder eine Stimme haben und sie auch nutzen.

Was bietet ADF nun, was andere nicht haben?

Ehrlich gesagt- ich weiß es nicht genau, da ich nie Mitglied einer konkreten Gruppe gewesen bin. Aber ADF erlaubt mir, meinen eigenen Stil zu entwickeln, mit meinen persönlichen Ansichten und Vorgehensweisen, ohne Dogmen und erhobenen Zeigefinger. Gleichzeitig bin ich dort Teil einer Gemeinschaft mit einem bestimmten Rahmen, der es mir ermöglicht, mit den anderen ohne Probleme zu interagieren. Das finde ich einerseits sehr befreiend, und andererseits gibt es mir ein Gefühl von Geborgenheit. Für mich ist und war es der richtige Weg, ob es das auch für dich ist, musst du selbst herausfinden. Sei uns herzlich willkommen!

Druidentum im Alltag

Eines vorweg: Ich hasse es, Tagebuch führen zu müssen. Täglich aufzuschreiben, was man wann wie wo und warum gemacht hat – es ist einfach nicht mein Ding. Und so war auch eines der größten Probleme am Anfang meines Dedikantenpfads die Aufgabe, über mehrere Monate hinweg meine spirituelle Entwicklung dokumentieren zu müssen. Glücklicherweise liegt diese Zeit inzwischen lange hinter mir… Geblieben sind ein paar Routinen, und ein paar neue sind hinzugekommen.

Als Mutter von 2 Kindern und selbstständige Therapeutin bleibt mir im Alltag nicht so wahnsinnig viel Zeit für ausgiebige Rituale. Entweder fordert der Haushalt meine Aufmerksamkeit, meine Familie sehnt sich nach mir oder irgendetwas Berufliches muss noch dringend erledigt werden. Also war mir von Anfang an wichtig: Was auch immer ich tue, es darf nicht viel zusätzliche Zeit kosten.

Außerdem ist da das Problem der Multireligiosität oder besser gesagt, der Abwesenheit von Religiosität in meiner kleinen Familie. Religion, Glaube, Kultausübung, wie auch immer man es nennen mag, ist vornehmlich mein persönliches Ding. Die übrigen Familienmitglieder nehmen es zur Kenntnis und gehen ihren eigenen Interessen nach. Ein gemeinsamer Hauskult oder Familienrituale waren damit ausgeschlossen.

Was also tun? Zunächst mal habe ich mir eine Ritualtasche zusammengestellt. Ein Haus mit Garten bedeutete für mich eine Möglichkeit, meine Rituale draußen weitgehend ungestört abhalten zu können. Allerdings dauerte es eine ganze Weile, bis aus einem mobilen Ritualset, das spontan an einem Tischchen hinten im Garten ausgepackt werden konnte, ein fester Nemeton mit Votivtafel für Mutter Erde, einem kleinen gemauerten Schrein für ein paar Götterfiguren, einem Ahnenbaum und einem Altartischchen wurde. Die Ritualtasche besteht nach wie vor, denn unsere tierischen Nachbarn erwiesen sich als recht begabt darin, die Plastiktruhe zu öffnen, die ich im Nemeton deponiert hatte, und sich über meine dort gelagerten Ritualvorräte herzumachen. Da ich meine Zweifel hatte, ob so viel Kerzenwachs gut für Vogelbäuche wäre, kamen die Vorräte also zurück in die Tasche und werden getreulich jedesmal bei Bedarf nach draußen geschleppt. Nur eine Laterne, die die Flamme vor Wind schützt, das Räuchergefäß, eine Zange und ein Handkehrer liegen dort dauerhaft bereit.

Und ein Ritual mit voller Ritualgrundstruktur halte ich seit Beginn mit wenigen Ausnahmen an jedem Wochenende ab. Diese eine halbe bis volle Stunde gönne ich mir. Manchmal gerät das Ganze etwas aufwändiger, manchmal ist es eher minimalistisch, aber ich merke, dass ich unruhig werde, wenn es Sonntagnachmittag wird und ich noch nicht hinten war.

Eine morgendliche Meditation, geschweige denn ein Devotional, das ist im morgendlichen Alltagsstress einfach nicht drin. Aber jeden Morgen starte ich mich demselben Spruch, wenn ich mir im Badezimmer das Gesicht wasche: „Lasst mich diesen Tag leben mit dem Segen der Götter, mit dem Rückhalt der Ahnen und unter dem Schutz der Naturgeister. Lasst mich leben nach eurem Rat und meinem Willen.“ Damit gehe ich hinaus in den Tag.

Seit einigen Monaten ist etwas Neues morgens hinzugekommen. Mein großer Sohn fährt mit dem Fahrrad zur Schule. Er hatte immer schon etwas Verträumtes, Unaufmerksames an sich, und erforderte mehr Fürsorge meinerseits. Inzwischen wissen wir, dass es eine medizinische Ursache hat. Während des letzten Jahres hatte er sehr viel Distanzunterricht, aber seit er wieder zur Schule fährt, bitte ich morgens die Kindred darum, dass sie ein Auge auf ihn haben, wenn er meinen Einflussbereich verlässt. Dafür teile ich dann meinen Cappuccino mit ihnen. Meine katholische Mutter hat uns früher manchmal ein Kreuzchen auf die Stirn gemalt, bevor wir zur Schule fuhren, vielleicht haben wir da dann ein paar Gemeinsamkeiten.

Auf meinem Indoor-Schrein (den habe ich inzwischen, in einem Flur zwischen Küche und Wohnzimmer, wo er nicht stört, aber ich täglich mehrfach dran vorbeikomme) platziere ich gerne Gebetskarten mit meist selbstgeschriebenen Texten zu wechselnden Anlässen, oft mit einem brennenden Kerzchen oder einer LED-Kerze. Das kann eine Bitte um Hilfe für jemanden sein, eine Danke für eine besondere Sache, oder ein Devotional anlässlich eines Feiertags. So integriere ich schnell kurze Momente der Andacht in den Alltag. Die Gebetskarten findet ihr natürlich auch hier im Blog, zumindest die meisten davon.

Und auch draußen bieten sich immer wieder kleine Momente, die Umgebung bewusst wahrzunehmen, schöne Anblicke zu genießen und solche Augenblicke in sich aufzusaugen: einen Blühstreifen am Feldrand, einen besonders spektakulären Sonnenuntergang, ein kurios geformter Baum…

Ein weiterer Aspekt, den ich in den Alltag zu integrieren versuche, sind ADFs Tugenden. Das Bedürfnis, regelmäßig Rituale abzuhalten, ist sicher ein Teil davon (nämlich Pietas, ein Begriff, mit dem ich mich sonst eher schwer tue). Aber durch die Auseinandersetzung damit erlebe ich meine Umwelt auch bewusster. Umweltschutz und Klimaschutz sind ein Bereich, aber auch ein besseres Wissen um die Pflanzen und Tiere um mich herum. Zu wissen, dass er Baum ganz hinten eine Golderle ist und nicht ein weiterer verflixter Ahorn (Ahorn haben wir reichlich ;)) und die Bachstelze im Vorbeifahren als solche zu erkennen oder den Eichelhäher, der sich auf der Straße ein Wer-macht-wem-Platz-Duell mit mir geleistet hat. Gartenpflege gehört dazu, aber auch die Pflege der eigenen Gesundheit. Da man mich jahrzehntelang als völlig unsportliches Wesen abgestempelt hat, hatte ich kein besonderes Interesse daran, irgendeine Sportart regelmäßig auszuüben. Dass mir das in den letzten Monaten gelungen ist, darauf bin ich ganz schön stolz. Zu den Yogaeinheiten gehört immer auch eine Schlussentspannung. Meistens dauert sie nur 1-2 Minuten, aber das reicht ja auch. Wenn ich da so rumliege, versuche ich die „Zwei Kräfte-Meditation“ des ADF damit zu kombinieren: Beim Eintatmen ziehe ich das Wasser aus der Tiefe nach oben, beim Ausatmen ziehe ich das Licht des Himmels herunter, bis sich beide in mir mischen. Wenn ich das ausnahmsweise im Stehen mache, nutze ich auch Handbewegungen dazu, die ich an den Atem kopple.

Integrität gehört ebenfalls dazu: Was ist mir wichtig, wofür möchte ich stehen? Da wird man zwangsläufig auch politisch aktiv.

Eine weitere Tugend ist die Schaffenskraft: Und ich mag zwar eher unsportlich sein, aber ich bin gerne kreativ. Da trifft es sich gut, dass mir Unser eigenes Druidentum viele Möglichkeiten bietet, dies auszuleben. Eigene Lieder und Gebete zu schreiben, meine eigenen Götterfiguren aus selbsttrocknendem Ton herzustellen oder auf Stein zu malen, anlässlich der Hochfeste etwas Passendes zu backen oder zu basteln -all das hilft mir mich mehr mit den Kindred auseinanderzusetzen, meine Verbindung zu vertiefen oder auch erst mal eine zu schaffen.

In einem Jahr habe ich für jede Woche ein Gebet zu einer anderen Gottheit geschrieben (und genutzt). Manche davon waren sozusagen Stammgäste, aber mit anderen hatte ich bislang nie zu tun. Da in Unserem eigenen Druidentum (das ist die wörtliche Übersetzung von ADF) alle Pantheone des indo-europäischen Spektrums verehrt werden, ist das Angebot sehr groß. In der Regel entscheidet man sich für ein Pantheon, in meinem Fall 2, mit dem man regelmäßig arbeitet. Ist man Teil einer Gruppe, kann es auch sein, dass bei Gruppenritualen andere Götter verehrt werden als privat. Im Gegensatz zu den meisten meiner Mitdruiden bin ich nicht so extrem auf die Individualität der einzelnen Gottheiten versessen, sondern sehe sie mehr als abstrakte Repräsentationen. Da ich ja meist allein unterwegs bin und nicht an einen Hain angeschlossen, ist das auch kein Problem. ADF mag eine Religion sein und als solche ihre Dogmen haben, aber seit der Gründung ist das für mein Gefühl deutlich entspannter geworden.

Um so ein Gebet schreiben zu können, muss ich mich natürlich vorher ausgiebig mit der jeweiligen Gottheit beschäftigen: Welche Beinamen hat sie, welche Symbole, welche Attribute, welche Geschichten/Mythen gibt es zu dieser Gottheit, was bringt man mit ihr in Verbindung, in welcher Form könnte sie für mich eine Bedeutung haben, unter welchen Aspekten kann und möchte ich mir ihr annähern? In manchen Fällen hat mir das ganz neue Welten eröffnet -Sigyn, Hekate, Svarog, Mannanan hatte ich vorher nicht so wirklich auf dem Schirm- und andere Gottheiten sind mir weiter fremd geblieben – Poseidon oder die Morrighan zum Beispiel. Einige von diesen 52 sind mir treu geblieben (oder ich ihnen).

Wenn man sich dazu entscheidet, den Dedikantenpfad zu gehen, dann ist einer der ersten Schritte, dass man ein Pantheon wählt, mit dem man sich zu diesem Zweck auseinandersetzen möchte. Ich hatte zuvor keine speziellen Götter, mit denen ich gearbeitet habe und hatte somit die Qual der Wahl. Letztlich habe ich mich für einen Mix aus nordisch-germanischem und gallischem Pantheon entschieden, da diese in der Region, in der ich lebe, beide angebetet wurden. Bei manchen der uns heute bekannten Gottheiten hier ist nicht mal sicher, ob sie nun germanisch oder gallisch waren. Insofern finde ich den Mix ganz passend. Andere orientieren sich eher irisch-keltisch, aber es gibt auch Druiden in Unserem eigenen Druidentum, die römisch, slawisch, vedisch oder hellenistisch orientiert sind.

Spannend finde ich persönlich es, auf den Spuren jener alten Götter zu wandeln und sie hier in der Umgebung wiederzuentdecken. Ob Nehalennia, die im niederländischen Cuijk ganz in der Nähe einen Tempel hatte, oder die Matronen, von deren Tempel noch ein paar Reste in Xanten stehen (hinter einem Bauzaun außerhalb des APX), der Hinweis darauf, dass es Matronae Nersihennae gegeben hat, Matronen mit Bezug zum Fluss Niers, der direkt hinterm Haus vorbeifließt, oder den Mars Camulus Stein, der als Altar in einer katholischen Kirche in Rindern steht….

Mein privates Projekt auf längere Zeit gesehen ist es, Steine mit lokalen Gottheiten zu bemalen und an verschiedenen passenden Stellen in der nähere Umgebung zu platzieren, ähnlich wie die vielen Wegkreuze und Marienschreine hier an Häusern und Straßen, nur etwas unauffälliger.

Jetzt könnte man denken: Sie ist allein, ohne eine Gruppe, das muss doch ziemlich einsam sein. Ist es auch manchmal, klar. Aber zum Einen ist es auch von Vorteil, weil man dabei sehr flexibel in seiner Planung ist, und so allein bin ich ja gar nicht. Nur physisch. Denn meine Rituale laufen nach den gleichen Strukturen ab wie die der anderen ADF-Mitglieder, und wir feiern zu denselben Anlässen. Wir sprechen dabei gerne von einem Baum, der viele Äste hat, die durch denselben Stamm miteinander verbunden sind, oder von vielen Herdfeuern, die eine gemeinsame Flamme bilden. Online bin ich gut eingebunden in einer Gemeinschaft, über Social Media Gruppen, E-Mail-Listen oder gemeinschaftliche Projekte wie gemeinsame Ritualvideos, zu denen viele Leute einen Teil beitragen.

Ohnehin macht diese Freiheit für mich einen großen Teil des Reizes des Heidentums allgemein aus. Ich stehe ständig vor der Herausforderung, herauszufinden, was meine Haltung zu allen möglichen Themen ist. Ohne ein vorgegebenes Dogma bleibt mir nichts anderes übrig. Dadurch entstehen natürlich riesige Unterschiede zwischen den Standpunkten der verschiedenen Heiden. Steckt man 5 Heiden in einen Raum, wird man 5 verschiedene Standpunkte bekommen. Das ist auch in unserem Druidentum nicht viel anders. Die Schnittmengen sind allerdings etwas größer. Hier haben wir aber wieder eine Verbindung zu den Tugenden und der Frage nach den eigenen Werten. Es gibt übrigens durchaus heidnische Gruppierungen, die ihren Mitgliedern wesentlich konkretere Rahmen setzen, was sie wie zu tun haben. Das wäre ja mal so gar nichts für mich.

Einige wenige Rituale habe ich übrigens doch mit meiner Familie gefeiert: Für Mittwinter haben wir uns beispielsweise ein paar Elemente zusammengestellt, die jedes Jahr wiederkehren. Da ist der Adventskranz, der rückwärts abbrennt (4 Kerzen zu Beginn, und jede Woche wird es eine weniger, bis der Kranz dunkel ist und an Mittwinter dann wieder komplett angezündet wird), und eine Kerzenjagd durchs dunkle Haus, bei der Kerzen in jedem Zimmer angezündet werden – Teelichter in großen Gläsern, damit nichts passieren kann.

Auf meinem Indoor Schrein brennt gleichzeitig ein Set von Futhark-Kerzen, eine andere Variante des Adventskranzes. Wer mehr darüber wissen will, der google bitte nach dem Begriff „Väntljustaken“. Die gallische Variante mit einem 21-teiligen Kerzenset ist bislang nur auf Englisch verfügbar – ich habe sie mir selbst übersetzt und auch angewendet, komme aber mit den Futhark-Kerzen persönlich besser zurecht.

Ich empfinde des Druidentum für mich als eine Bereicherung für mein Leben und meinen Alltag.

Meet the gods – Triff die Götter: Frigga

Hallo, nach längerer Pause habe ich nun endlich mal wieder ein neues Heft zum Treffen mit den Göttern für euch. Diesmal geht es um die nordische Göttin Frigga.

Weitere Ideen, wenn ihr noch Lust und Zeit habt:

  • Friggas Baum ist der Holunder, der früher häufig als Schutz in der Nähe des Hauses gepflanzt wurde. Besonders häufig findet man Holundersträucher aber auch am Waldrand. Je nach Jahreszeit könnt ihr vielleicht sogar ein paar Beeren oder Blüten ernten für Sirup. Achtung, die Beeren nicht roh essen!
  • Auf Youtube findet ihr eine Aufnahme von Hilde Bruns wunderschönem Lied „Frija Erdenmutter“. Hört doch mal rein!

Endlos-Karten: Die Matronen

Auf dem Blog von Hattifant (englisch) findet man viele tolle Bastelideen, manches gratis, manches zum kleinen Preis. Dort habe ich die ‚endless cards‘ endeckt, und es nun geschafft, diese coole Idee für eigene Zwecke zu adaptieren. Bei so vielen dreifaltigen Göttern/Göttinnen lohnt es sich doch, mal einen Versuch zu wagen. Ob man nun Brighid als Heilerin, Schmiedin und Künstlerin (und Hüterin der Flamme) nimmt, den dreiköpfigen Triglav in verschiedenen Ansichten, die drei römischen Götter des Kapitols oder Odin/Thor/Frey, oder wie in meinem Beispiel die drei Matronen: Der Möglichkeiten sind viele!

Wie aber funktioniert das nun? Das Zusammenkleben selbst könnt ihr euch am besten über Youtube bei Hattifant selbst angucken. Wenn ihr dort nach „endless cards Minions“ sucht, bekommt ihr eine 7-minütige Videoanleitung, die euch Schritt für Schritt durch das Procedere leitet. Besser kann ich das auch nicht.

Wenn ihr eure Bilder allerdings selbst auswählt und in einer bestimmten Reihenfolge haben wollt, dann müsst ihr vorher ein paar Kleinigkeiten beachten:

  1. Ihr benötigt 4 gleich große Quadrate. Gut ist eine Größe von 12×12 cm, aber es kommt nicht auf ein paar Millimeter mehr oder weniger an. Ich habe kein dickeres Papier, daher habe ich pro Motiv 1 Blatt genommen und die freie Hälfte auf die Rückseite des Motivs geklebt. Dadurch wurde es stabiler.
  2. Wählt eure Motive aus und fügt sie direkt in die Quadrate ein oder klebt sie mittig auf. Das Drumherum könnt ihr noch nach Belieben gestalten. Denkt dran, dass jemand die Rechte an Bildern haben könnte (wahrscheinlich hat), wenn ihr sie im Internet runterladet.
  3. Nun entscheidet ihr euch, in welcher Reihenfolge die Bilder auftauchen sollen. Nennen wir sie ABCD.
  4. Motiv A und C werden jeweils vertikal zur Mittellinie hin gefaltet und anschließend horizontal in der Mitte durchgeschnitten. (in meinem Fall der Votivstein und die junge Matrone in der Mitte)
  5. Bei Motiv B und D werden der obere und untere Rand jeweils zur Mittellinie hin geknickt und dann das Quadrat vertikal halbiert. (die beiden älteren Matronen, die außen sitzen)
  6. Nun musst du die Motive in der folgenden Reihenfolge zusammenkleben: A – D – B – C! Das ist wichtig, denn sonst tauchen die Motive nicht in der gewünschten Reihenfolge auf. (Auf meinem Video seht ihr, dass meine Reihenfolge noch nicht stimmte.) Nutze dabei Hattifants Anleitungsvideo.
  7. Viel Spaß!

Hinweis: Dies ist eine schöne Bastelei, die sich auch gut für ältere Kinder/Teenager eignet, denen die Klorollengötter zu simpel sind.

Vorlage

in English:

If you want to create endless cards with your own motifs, please take the following steps:

You will need thicker paper (or glue two papers together). There are 4 squares, side length for example 12cm x 12cm (about 4,5 inch?). Place each motif in the middle of one square.

Now decide in wich order you want the motifs to appear, then fold and cut them like this:

Motif A and C – Fold the sides to the middle line, cut the square horizontally in the middle.

Motif B and D – Fold the upper and lower rim to the middle line, cut the square vertically in the middle.

Glue them together like Hattifant shows in her video ‚endless card Minions‘ on Youtube or her blog. The order of GLUEING is like this: Motif A -D – B – C!

And now have fun with your new endless card!

This is a great craft for older kids, too.

Lieder zur Wintersonnenwende

Es gibt leider wenig schöne Lieder zur Wintersonnenwende auf Deutsch, die man als Heide singen kann. Viele kommen für mich nicht in Frage, da sie speziell für die Nazis geschrieben wurden. Die Lieder hier sollten aber in Ordnung sein.

Das Licht ist neu erwacht

Dies ist ein altes Werk von mir. Die Melodie ist die von „The Wearing of the Green“ oder auch „The Rising of the Moon“, einem irischen Volkslied.

Leise rieselt der Schnee – Heidnische Version

Stille Nacht – Heidnische Version

Man mag diskutieren, ob es nötig ist, Lieder anderer Religionen gewissenmaßen für eigene Zwecke anzupassen. Diese Art von Diebstahl hat aber eine lange Tradition. Immerhin wurden viele Kirchen auf alten heidnischen Kraftorten errichtet und einige heidnische Götter zu Heiligen umfunktioniert. Ganz abgesehen davon verbinde ich mit diesen Liedern persönlich sehr viel. Für mich gehören sie zu dieser Zeit des Jahres dazu, und daher singe ich gerne eine paganisierte Version, wenn ich das christliche Original nicht für angebracht halte.

Der Text von „Stille Nacht“ basiert grob auf einer Übersetzung von Doreen Valientes „Silent Night“.

Über uns die klare Nacht und Tal und Hügel sind verschneit

Von Herbert Napiersky, der ist allerdings etwas fragwürdig, wie ich im Nachhinein feststellen musste.

Share the light – Heidnische Version von „The first noel“, unbekannter Umtexter

Schneeflöckchen, Weißröckchen – braucht man nichts dran ändern, das ist so neutral winterlich, wie es nur geht

Grüne Tanne, grüne Tanne – lasst euch von der fürchterlichen Frakturschrift nicht abschrecken, der Videoersteller hat einen merkwürdigen Geschmack. Aber die Texter und Komponisten des Liedes sind meines Wissens keine Nazifreunde gewesen.

In der Weihnachtsbäckerei – von Rolf Zuckowski, sorry, ohne geht es nicht

Prayer A Day 2020: Frigga

Frigga

Unter dem Holunder treffe ich dich im Frühling, Frigga:

Weiße Blüten verströmen ihren herben Duft,

die Wolkenweberin ist am Werk.

Unter dem Holunder treffe ich dich im Spätsommer, Frigga:

schwarze Beeren wie Pupillen, die in die Zukunft sehen,

bitter für den, der damit nicht umzugehen weiß.

Unter dem Holunder treffe ich dich im Winter, Frigga:

kahle Äste ragen in den Himmel, dicht gedrängt neben meinem Haus.

So wirkst du deinen Segen für seine Bewohner.

Sei gegrüßt, Frigga!

In English:

Frigga

I meet you under an elder tree in spring, Frigga:

White blossoms spreading their perfume,

the cloud weaver is busy.

I meet you under an elder tree in late summer, Frigga:

black berries like pupils looking into the future,

bitter for those who can‘t deal with it.

I meet you under an elder tree in winter, Frigga:

bare branches rise into the sky, huddled close to my house.

That is how you work your bessings for those who live here.

Welcome, Frigga!

Prayer A Day 2020: Saga

Saga

Unter einer Weide treffe ich dich, Saga,

einer Kopfweide, wie sie am Niederrhein so häufig am Flussufer zu finden sind,

mit struppigen Köpfen oder kahlgeschoren,

klein und stämmig stehen sie da und trotzen allen Umständen.

Unter einer Weide treffe ich dich, Saga,

einer Trauerweide, die ihre langen Zweige ins Wasser hängen lässt:

Mit der Strömung zieht es sie flussab, doch der Baum hält sie fest.

Fessle mich mich deinen Geschichten,

verzaubere mich mit deinen Weisheiten,

lass mich nicht los, Saga,

sondern inspiriere mich

es dir gleich zu tun!

In English:

Saga

I meet you under a willow tree, Saga,

a pollard willow like there are so many on the river banks in the Lower Rhine area,

with scrubby heads or shaved,

small and sturdy they stand and defeat all troubles.

I meet you under a willow, Saga,

a weeping willow that lets her long branches touch the water:

The current drags them down the river, but the tree holds them fast.

Bind me with you stories,

enchant me with your wisdom,

don‘t let me go, Saga,

but inspire me

to do like you do.

Prayer A Day 2020: Stillstand

08 – Stillstand

Jera – Dieses Jahr hatte es in sich.

Mit einem Gefühl der Hilflosigkeit sahen wir zu, wie um uns herum die Welt in Stücke brach.

Nauthiz – Unsere Pläne durchkreuzt, mal wieder.

Nichts ist so wie gewohnt, alle Traditionen, alle Routinen werden auf den Kopf gestellt.

Isa – Lockdown.

Stillstand. Sich einkapseln, isolieren, auf das Wesentliche beschränken. Vielleicht die Rettung.

(Samhain-Omen 2020)

In English:

Standstill

Jera – This year has been a ripsnorter.

With a feeling of helplessness we watched our world coming apart.

Nauthiz – Our plans thwarted, again and again.

No business as usual, all traditions, all routines turned upside down.

Isa – Lockdown.

Standstill. To encapsulate, isolate, restrict to the basics. Maybe our rescue.

Prayer A Day 2020: Moderner Kampf

09 – Moderner Kampf

Ich bin eine Kriegerin.

Wenn ich meinen Mund-Nasen-Schutz anlege,

dann wird er zu meiner Rüstung.

Ich schütze die Leute um mich herum.

Ich bin eine Jägerin.

Wenn ich einen Laden betrete,

dann versorge ich meine Familie mit allem, was sie benötigt.

Aber ich hamstere nicht sinnlos.

Vagdavercustis,

Göttin der kriegerischen Tüchtigkeit,

deinen Segen könnte ich in nächster Zeit gebrauchen.

In English:

Modern fighting

I am a warrior.

When I wear my mask

it becomes my suit of armor.

I protect the people around me.

I am a hunter.

When I walk into a shop

I provide my family with everything they need.

But I don’t panic-buy without common sense.

Vagdavercustis, goddess of martial efficiency,

I could use your blessing during the next days.